Hans Schweikart, Es wird schon nicht so schlimm!

Die Lektorin hat das Programmbuch für die Badische Landesbühne (links) lektoriert – die Buchhandelsausgabe (rechts) erscheint im Verbrecher Verlag: Hans Schweikarts großartige, aber bislang unveröffentlichte Filmerzählung „Es wird schon nicht so schlimm!“ mit einem kenntnisreichen Nachwort von Wolfgang Jacobsen und Rolf Aurich.

Cover_Schweikart_Es wird schon nicht so schlimm!Es wird schon nicht so schlimm!
Hans Schweikart
Herausgegeben v. Carsten Ramm
Mit einem Nachwort von Rolf Aurich und Wolfgang Jacobsen
Broschur, 120 Seiten
Preis: 12,00 €
ISBN: 978-3-95732-063-6

Die Schauspielerin Lilly Hollmann und ihr Kollege Gregor Maurer werden Anfang 1933 ein Paar. Und das, obschon Lilly sich eigentlich für einen anderen interessiert – Maurer weiß davon. Dennoch heiraten sie, wachsen in der Ehe zusammen und bekommen ein Kind. Doch die Zeiten sind schwer – die jüdische Schauspielerin darf schon bald nicht mehr auftreten, ihr Mann dagegen macht Karriere. Die Nazis drängen den äußerst beliebten Schauspieler zur Scheidung, der aber will Lilly und seinen Sohn nicht verlassen, nicht der Verfolgung preisgeben …

Hans Schweikarts sehr bewegende Erzählung „Es wird schon nicht so schlimm!“ bildete die Grundlage für Kurt Maetzigs berühmten Film „Ehe im Schatten“ (DEFA 1947). Hintergrund des Textes war die Geschichte von Meta und Joachim Gottschalk, die 1941 Selbstmord begingen. Schweikart war mit dem Paar befreundet, was diese klar und genau erzählte Geschichte so berührend macht.

Sie wird hiermit erstmals veröffentlicht, und die Hintergründe werden von den beiden Filmwissenschaftlern Rolf Aurich und Wolfgang Jacobsen in einem ausführlichen Nachwort kenntnisreich dargelegt.

Britta Lange, Die Entdeckung Deutschlands

Ein neuer Filit-Band über einen Science-Fiction-Film aus dem Ersten Weltkrieg. Die Freude der Lektorin ist groß!

Cover_Lange_Die Entdeckung DeutschlandsDie Entdeckung Deutschlands. Science-Fiction als Propaganda
Britta Lange
Broschur, 112 Seiten mit Abbildungen
Preis: 14,00 €
ISBN: 9-783-95732-019-3

Im Ersten Weltkrieg wurde das Deutsche Reich von drei Marsianern besucht. Das zumindest inszeniert ein heute vergessener Film aus dem Jahr 1916: „Die Entdeckung Deutschlands durch die Marsbewohner“.

Dieser war nicht nur der erste offizielle Propagandafilm in der Kriegszeit für das Inland und das »neutrale Ausland«. Er ist zugleich ein sehr früher und bisher nicht kanonisierter Science-Fiction-Film: mit Nachrichtenabhörung auf dem Mars, Sprechschreiber und Weltraumflug, aber auch mit Einschüben, die an Märchen und Liebesfilme erinnern.

Das Buch geht dem Gewirr von Geschichten nach, das das Drehbuch des jüdischen Anwalts Richard Otto Frankfurter entfaltet. Fragmente aus den Archiven ergänzen den Band und bieten heute, fast einhundert Jahre später, einen Einblick in den Zusammenhang von Film und Propaganda.

Britta Lange (geboren 1973) forscht und lehrt am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin zu den Schwerpunkten Kulturgeschichte und Ästhetik des 19., 20. und 21. Jahrhunderts, Kolonialismus, Ton- und Filmdokumente, Erster Weltkrieg. »Die Entdeckung Deutschlands durch die Marsbewohner« hat sie bei ihren Recherchen über Tonaufnahmen aus dem Ersten Weltkrieg entdeckt.

Karsten Krampitz, Wasserstand und Tauchtiefe

Der erste Titel aus dem Herbstprogramm des Verbrecher Verlags, und die Lektorin hat auch ihn lektoriert:

Cover_Krampitz_Wasserstand_webWasserstand und Tauchtiefe
Karsten Krampitz
Hardcover, 208 Seiten
Preis: 19,00 €
ISBN: 9783957320131

In der DDR kannten die Menschen ein geflügeltes Wort: „Das interessiert mich so wenig wie die Wasserstandsmeldungen.“ Hieß es doch in den Radionachrichten nach dem Wetterbericht immer: „Abschließend die Wasserstände und Tauchtiefen: … Frankfurt/Oder 112 plus 5, Glugow 275 plus drei, Eisenhüttenstatt 237 plus drei …“

„Wasserstand und Tauchtiefe“ ist ein moderner Heimatroman aus der Endmoräne, ein Brandenburg-Opus, in dessen Mittelpunkt ein Vater-Sohn-Konflikt steht. Wir lesen von einer bizarren Geiselnahme, die sich über Monate hinzieht und von der Krankenkasse bezahlt wird. Mark Labitzke führt ein recht einseitiges Zwiegespräch mit seinem Vater, der nach mehreren Schlaganfällen sein Sprachvermögen verloren hat, nun muss er ihm endlich zuhören. Der einstige SED-Funktionär und Bürgermeister ist auf Pflege angewiesen und der Erzähler auf die Rente des Vaters. Zwei Männer – ein Konto.

„Wasserstand und Tauchtiefe“ sind die letzten Nachrichten aus einem untergegangenen Land. Der Roman handelt von der Sehnsucht nach einer Heimat, von den radikalen Veränderungen der heutigen Arbeitswelt und vom Pflegenotstand einer immer älter werdenden Gesellschaft.

Milo Rau, Die Zürcher Prozesse / Die Moskauer Prozesse

Wenn die Lektorin mit Milo Rau und dem IIPM zusammenarbeitet, ist sie Redakteurin und Herausgeberin. Das greifbare Ergebnis: zwei Bücher in einem Band!

20140710_092302Milo Rau
Die Zürcher Prozesse / Die Moskauer Prozesse
Broschur, ca. 320 Seiten
Preis: 18,00 €
ISBN: 978-3-943167-80-1

Prozesse: Milo Rau hat eine neue Theaterform erfunden. Er holt die Wirklichkeit auf die Bühne und lässt an reale Gerichtsprozesse angelegte Aufführungen stattfinden – mit Akteurinnen und Akteuren der Zeitgeschichte! Politik wird verhandelt, ergebnisoffen. Das ist gewagt, umstritten und ermöglicht es, die Politik zurück auf die Bühne zu bringen, von der sie schon lange verbannt ist.

Die Zürcher Prozesse: Die Schweizer Zeitschrift Weltwoche ist für die einen die letzte Bastion gegen den linken Mainstream, für die anderen ein verfassungsfeindliches Hetzblatt. Milo Rau hat der Weltwoche auf der Theaterbühne den Prozess gemacht. Theater und Gericht stellen die Frage nach der Funktion von Journalismus in einer modernen, westeuropäischen Gesellschaft. Es steht Grundrecht gegen Grundrecht, die Pressefreiheit gegen den Schutz von Minderheiten in einem freiheitlichen Staat wie der Schweiz. Vor einer repräsentativ ausgewählten Jury verhörten echte Anwälte echte Zeugen und Experten, im Rückgriff auf reale Straftatbestände der Schweizer Rechtsordnung.

Die Moskauer Prozesse: Die Bilder des Schauprozesses gegen Pussy Riot gingen durch alle Medien. Auf der ganzen Welt formierten sich Unterstützungsbewegungen, die Sängerin Madonna rief zur Freilassung der Kunstaktivistinnen auf, und die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek verurteilte in einem übers Internet veröffentlichten Brief den Prozess als »Ende aller Demokratie in Russland«. Doch der Prozess gegen Pussy Riot ist kein Einzelfall. Künstlerinnen und Künstler, die sich nicht an die neuen Richtlinien einer regimetreuen, russisch-orthodoxen Staatskunst halten wollen, geraten ins Visier eines Systems, in dem Justiz, Geheimdienst und Medien eng zusammenarbeiten. Milo Rau verhandelte drei Fälle, in denen das »dissidente« gegen das »wahre« Russland antrat, in Moskau neu, mit Orthodoxen und Künstlerinnen – sein Prozess gegen Pussy Riot wurde dabei von Kosaken gestört, er selbst zur Persona non grata.

Dieser Band dokumentiert »Die Zürcher Prozesse« und »Die Moskauer Prozesse«, liefert Statements und Hintergründe und zeigt, dass das politische Theater zu einer neuen Form gefunden hat.