Archiv des Autors: Kristina Wengorz

Béla Rothenbühler, Polyphon Pervers

Die Lektorin hatte großen Spaß beim Korrektorat dieses Buches!

Foto des Buches »Polyphon Pervers« von Béla Rothenbühler, auf dessen knallig pink-türkisfarbenem Cover das fragmentierte Bild einer laut miauenden Katze (oben) in das fragmentierte einer schreienden Frau übergeht. Das Bild liegt auf türkisfarbenem Hintergrund.

Korrektorat

Béla Rothenbühler
Polyphon Pervers
(aus dem Luzerndeutschen von Uwe Dethier)
Roman
Voland & Quist
Klappenbroschur
210 Seiten, 22 €
ISBN 978-3-86391-446-2

In einer beschaulichen Kleinstadt in der Schweiz passiert Erstaunliches: Kaum gegründet, mischen Sabin und Schanti mit ihrem Verein »Polyphon Pervers« die Kulturszene auf. Risikofreudig und clever agierend steigen sie als Theater-Produzentinnen zu nationalen Größen auf und scharen eine illustre Runde um sich: vom eitlen Regisseur Lucien über den versoffenen Ghostwriter Yves, den Lebemenschen und DJ Milan und die opportunistische Schauspielgröße Chantal bis zu Jules und seinen Hanf-Bauern, die unversehens als Performance-Künstler brillieren. Dem Erfolg ordnet der Verein für Unterhaltung im Laufe der Geschichte alles unter, und so folgen auf erste Unsauberkeiten schon bald alle möglichen Formen des Betrugs.

Béla Rothenbühler belebt mit seinem zweiten Roman die Tradition des Schelmenromans neu – diesmal mit schlagfertigen Hochstaplerinnen. Seine satirische Reise durch Kultur, Unterhaltung und Geld ist nicht nur clever, sondern selbst ein Meisterwerk der Unterhaltung.

Béla Rothenbühler, geboren 1990 im schweizerischen Reussbühl, ist freischaffender Dramaturg, Autor und Musiker. Mit dem Kollektiv Fetter Vetter & Oma Hommage ist er in der freien Luzerner Theaterszene aktiv, mit der Krautrockband Mehltau als Musiker. Sein luzerndeutscher Debütroman »Provenzhauptschtadt« erschien 2021 bei Der gesunde Menschenversand. Sein Zweitling »Polifon Pervers« erschien 2024 ebenda, landete auf der Shortlist für den Schweizer Buchpreis 2024 und gewinnt 2025 den Schweizer Literaturpreis. Rothenbühler lebt und arbeitet in Luzern.

Pippa Goldschmidt, Deutschstunden

Als vor zehn Jahren Pippa Goldschmidts Roman »Weiter als der Himmel« im Weidle Verlag erschien, ließ sich die Lektorin das Buch von der Autorin und ihrer Übersetzerin Zoë Beck auf der Leipziger Buchmesse nach einer Lesung begeistert signieren; jetzt hat sie bei ihrem neuen Buch das Korrektorat übernehmen dürfen. Schön!

Foto des Buches "Deutschstunden" von Pippa Goldschmidt, auf dessen Cover, dessen dunkelblauer Grundton von oben links nach unten rechts dunkler wird, ein weißer Porzellanteller mit Blumenmuster auf dem Rand zu sehen ist, auf dem ein Silberlöffel liegt, dessen Laffe um 90 Grad nach rechts verdreht ist. Das Buch liegt auf einem weißen Meißner Porzellanteller mit dem klassischen blauen Zwiebelmuster, der auf dunkelblauem Hintergrund steht. Neben dem Teller liegen zwei angelaufene Silbergabeln, beide verbogen, bei einer nur die Zinken ein wenig in alle Richtungen, bei der anderen sind die Zinken um 90 Grad nach vorne gebogen. Korrektorat

Pippa Goldschmidt
Deutschstunden. Eine Rückkehr
Erzählendes Sachbuch
Aus dem Englischen von Zoë Beck
Culturbooks
Hardcover mit Lesebändchen, 280 Seiten, 24 €
ISBN: 978-3-95988-188-3

Pippa Goldschmidt ist in England geboren, wohin ihr jüdischer Großvater Ernst 1936 vor den Nazis fliehen musste. Ein Großvater, von dem sie kaum mehr weiß, als dass er einer der wenigen Menschen war, die im Ersten Weltkrieg für und im Zweiten Weltkrieg gegen Deutschland gekämpft haben.

Nach dem Brexit beantragt Pippa Goldschmidt die deutsche Staatsbürgerschaft und zieht nach Frankfurt a. M., die ehemalige Heimat von Ernst. Sie möchte herausfinden, ob sie sich dort zu Hause fühlen kann, ohne von ihrer Familiengeschichte überwältigt zu werden. Neugierig, reflektierend und mit viel Empathie verwebt Goldschmidt die persönliche Geschichte ihrer Rückkehr mit Ausflügen in die Kultur- und Zeitgeschichte und der Chronologie von Ernsts Leben, die sie anhand deutscher Archive und Familiendokumente Stück für Stück rekonstruiert.

Pippa Goldschmidt wuchs in London auf und lebt heute als Autorin in Berlin. Für ihre literarischen Texte gewann die promovierte Astronomin den angesehenen Scottish Book Trust/Creative Scotland New Writers Award. Ihr erster Roman »Weiter als der Himmel« war nominiert für den Dundee International Book Prize, und ihre Kurzgeschichtensammlung »Von der Notwendigkeit, den Weltraum zu ordnen« (CulturBooks, 2018) stand auf der Longlist des Frank O’Connor Short Story Award. Nach dem Brexit nahm die Britin 2020 die deutsche Staatsbürgerschaft an.

Joanna Yulia Kluge, David Pablo

Das Lektorat dieses Buches war für die Lektorin eine kleine Herausforderung, die ihr aber viel Freude gemacht hat – und der Autorin offenbar auch.

Ich danke Kristina Wengorz für das wundervolle, geistreiche Lektorat und den wertvollen, humorvollen Austausch – die Lesenden danken dir sicher auch.
Danke, dass du mir geholfen hast, wenn es einmal zu abstrakt und meta wurde, und danke, dass wir uns immer wiederfanden.

Aus der Danksagung
Foto des Buches "David Pablo" von Joanna Yulia Kluge, auf dessen weißem Cover eine schwarze, ölartige Flüssigkeit herunterzutropfen scheint. Sie sieht aus wie eine Art Rohrschach-Test, in dem die Betrachtenden zwei am Rücken miteinander verbundene vorgebeugte Figuren erkennen könnten. Das Buch liegt gerade auf zwei Kuscheldecken, einer schwarzen und einer weißen, die so liegen, dass das Bild diagonal geteilt ist.

Joanna Yulia Kluge
David Pablo
Roman
lectorbooks
192 Seiten, 22 €
ISBN 978-3-906913-50-6

»Ich habe dich im Wasser stehen sehen – und dir einen Namen gegeben …« – dies sagt die namenlose Protagonistin am Anfang zu David Pablo, und sie beginnt, ihm ihre Geschichten zu erzählen: über Malena, ein Sinti-Mädchen im Schatten des Holocaust (Porajmos), über Susa, die in der DDR zur Abtreibung gedrängt wird, und von Una, die den Schrecken des Jugoslawienkriegs überlebt.

In »David Pablo« verknüpft Joanna Yulia Kluge diese Geschichten zu einem vielschichtigen Bild der Suche nach Freiheit und Selbstbestimmung und stellt dabei Fragen: Was ist natürlich, was ist künstlich? Wo beginnt Freiheit und wann wird sie genommen? Was bleibt verborgen, was tritt ans Licht, verleiht uns eine neue Gestalt und die Fähigkeit zu sprechen oder lässt uns schweigen? »David Pablo« ist ein ebenso filigraner wie facettenreicher Roman über transgenerationale Traumata, Identität und die Widerständigkeit des Lebens selbst.

Joanna Yulia Kluge (*1987 in Budyšin [Bautzen], Freistaat Sachsen) ist Autorin, Slampoetin und spielt Fußball in der Schweizer Literatur Nationalmannschaft. Ihr Schreiben bewegt sich zwischen Lyrik und Prosa und befasst sich mit Themen wie Identität, Narration sowie der Dichotomie zwischen Kultur und Natur. Joanna Yulia Kluge lebt seit ihrer Jugend in Solothurn. »David Pablo« ist ihr Debütroman.

Paulina Czienskowski, Dem Mond geht es gut

Die Lektorin hat sich sehr gefreut, als der Aufbau Verlag sie anfragte, ob sie das Lektorat des neuen Romans von Paulina Czienskowski übernimmt. Über mehrere Monate hat sie in der Folge die Autorin bei der Arbeit an dem sprachlich dichten Text unterstützt.

Foto des Buches »Dem Mond geht es gut« von Paulina Czienskowski, auf dessen olivgrünem Cover der Titel in Kleinbuchstaben in der Mitte von drei unregelmäßigen rosa Kreisen steht, die konzentrisch angeordnet sind. Das Buch liegt auf einem hellgrünen, ins Olivfarbene changierenden Chiffonstoff und ist umgeben von einem Kringel aus pinkfarbenem, breitem Geschenkband. Neben dem Buch liegt ein kleiner sichelförmiger Mond aus Holz mit Augen und Nase.

Paulina Czienskowski
Dem Mond geht es gut
Roman
Blumenbar/Aufbau
192 Seiten, 22 €
ISBN: 978-3-351-05095-5

»Stell dir vor, du könntest es, von dir erzählen, meine ich. Stell dir vor, du hättest die Worte, und sie dürften sich zwischen die Wände setzen, die dich umgeben, überall, und es müssen nicht mal die richtigen sein, einfach Wörter. Was würdest du erzählen?«

Mit der Geburt ihres Kindes kommt die Sprachlosigkeit. Liebe und Verlustangst vereinnahmen die junge Frau, als sie erkennt, wie stumm auch ihre Mutter und Großmutter im Leben stehen, wie Scham sie lahmlegt. Doch woher soll ein Kind wissen, wohin es geht, wenn es nicht weiß, woher es kommt? Zwischen Realität und Fantasie imaginiert die Erzählerin ihre Leben, erinnert schwimmend Begegnungen voller Übersprünge und Unbehagen, spricht hinein in eine Stille, die brüllt. Überall stößt sie auf alte Wunden, Pflichtgefühl und ein Weitermachen, auf die Frage nach Zugehörigkeit.

»Das ist ein Buch über eine Mutter und ein Buch, das Väter lesen sollten. Das ist ein Buch einer Tochter, ein Buch über den Körper, die Scham, das Zur-Kraft-Kommen und das Schwachsein. Das ist ein Buch über das Kindsein. Das ist ein Buch, in dem jemand dort Sprache findet, wo sonst nur Gefühl ist.«

Saša Stanišić

Paulina Czienskowski lebt und arbeitet in Berlin, wo sie geboren und aufgewachsen ist. Sie veröffentlicht u. a. Texte in der Zeit. 2018 erschien der Erzählband »Manifest gegen die emotionale Verkümmerung« im Korbinian Verlag, 2020 dann ihr Debütroman »Taubenleben« bei Blumenbar, der auf der Shortlist für den EU-Literaturpreis stand. Es folgten Hörspiele für Deutschlandfunk Kultur und Texte für die Theaterbühne. »Dem Mond geht es gut« ist ihr zweiter Roman.