Archiv des Autors: Kristina Wengorz

Autobiografie und Gedichte von Chaim Noll

Gleich an zwei neuen Büchern von Chaim Noll hat die Lektorin mitgearbeitet. Die Autobiografie „Der Schmuggel über die Zeitgrenze“, die nun endlich erscheinen kann, hat sie lektoriert, den Gedichtband „Kolibri und Kampfflugzeug“ Korrektur gelesen.

Layout 1Chaim Noll
Der Schmuggel über die Zeitgrenze
Hardcover, 496 Seiten
Preis: 26,00 €
ISBN: 9-783-95732-085-8

Im ersten Band seiner Erinnerungen beschäftigt sich Chaim Noll mit seiner Kindheit im geteilten Berlin.

Noll, der vor zwanzig Jahren nach Israel auswanderte und heute in der Wüste Negev lebt, wuchs in Ostberlin auf, als Sohn des bekannten DDR-Schriftstellers Dieter Noll, der zur privilegierten Führungsschicht des Landes gehörte.

Doch nur vordergründig ist dieser Band eine Auseinandersetzung mit dem politischen System im Osten Deutschlands, gegen das Noll als junger Mann opponierte, bis er im Winter 1983 – nach Versuchen der Staatssicherheit, sich seiner Manuskripte zu bemächtigen – sein erstes Buch von Diplomaten in den Westen schmuggeln ließ und selbst einen Ausreiseantrag stellte.

Vor allem erzählt Noll die Geschichten von Menschen, prominenten und unbekannten, denen er im damaligen Berlin begegnete, und erinnert an die aufregende Geschichte seiner Geburtsstadt, die er noch heute für ihren Überlebenswillen bewundert.

Nolls Erinnerungen sind spannend, zugleich warmherzig erzählt, klar formuliert und frei von Betulichkeit.

*

Chaim NollLayout 1
Kolibri und Kampfflugzeug
Leinen mit Leseband, 184 Seiten
Preis: 21,00 €
ISBN: 9-783-95732-084-1

Gedichte, mit 22 Kaltnadelradierungen von Sabine Kahane und einem Nachwort von Jakob Hessing

Chaim Nolls Gedichte sind Notizen, die auf seinem langen Weg aus Deutschland in die Wüste Negev entstanden sind. Die Gedichte folgen Nolls Lebensweg von Berlin über Rom, Tel Aviv in den noch weitgehend unerschlossenen Süden Israels. Seine Erfahrungen und Gefühle spiegeln sich in den formal strengen Versen wider.

Die Künstlerin Sabine Kahane, die seit vier Jahrzehnten mit Noll zusammenlebt, schrieb über diese Texte: »Laufend durch den hellen Wüstensand entstehen seine Gedichte, in der Metrik seiner Schritte wirbeln sie auf.« Sie hat den Band mit 22 Grafiken aus den letzten Jahren illustriert.

*

Chaim Noll wurde 1954 unter dem Namen Hans Noll in Ostberlin geboren. Sein Vater war der Schrift­steller Dieter Noll. Er studierte Kunst und Kunstgeschichte in Ostberlin, bevor er Anfang der 1980er Jahre den Wehrdienst in der DDR verweigerte und 1983 nach Westberlin ausreiste, wo er vor allem als Journalist arbeitete. 1991 verließ er mit seiner Familie Deutschland und lebte in Rom. Seit 1995 lebt er in Israel, in der Wüste Negev. 1998 erhielt er die israeli­sche Staatsbür­gerschaft. Chaim Noll unterrichtet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit an der Universität Be’er Sheva und reist regelmäßig zu Lesungen und Vorträgen nach Deutschland.

Veröffentlichungen, u. a.: „Der Abschied“ (1985), „Unheimliche Tage“ (1987), „Berliner Scharade“ (1987), „Der goldene Löffel“ (1989, wieder Verbrecher Verlag 2009), „Nachtgedanken über Deutschland“ (1992), „Taube und Stern. Roma Hebraica. Eine Spurensuche“ (1994), „Die Wüste lächelt“ (2001), „Meine Sprache wohnt woanders. Gedanken zu Deutschland und Israel“ (mit Lea Fleischmann, 2006). Im Verbrecher Verlag erschienen die Romane „Der Kitharaspieler“ (2008), „Feuer“ (2010), „Die Synagoge“ (2014) sowie der Erzählungsband „Kolja. Geschichten aus Israel“ (2012).

Hanno Plass (Hg.), Klasse – Geschichte – Bewusstsein

Inzwischen erschienen: Dieser Band zu Georg Lukács’ bekanntem Buch „Geschichte und Klassenbewußtsein“.

Cover_Plass_KlasseHanno Plass (Hg.)
Klasse – Geschichte – Bewusstsein
Was bleibt von Georg Lukács’ Theorie?
Broschur, 320 Seiten
Preis: 20,00 €
ISBN: 9-783-95732-005-6

Georg Lukács’ „Geschichte und Klassenbewußtsein“ ist ein Werk mit einer geradezu überzeitlichen Wirkung. Als Reaktion auf das Scheitern der deterministisch antizipierten proletarischen Weltrevolution nach dem Ersten Weltkrieg erschien diese Sammlung von Essays und Aufsätzen erstmals 1923.

Das Buch war aufgrund seiner scharfen Kritik am ‚orthodoxen Marxismus’ für die Herausbildung des sogenannten westlichen Marxismus von zentraler Bedeutung, auch wenn Lukács es nach Kritik und Anfeindungen seitens des parteioffiziellen Marxismus widerrief. Eine emanzipatorische Linke rezipierte Lukács immer wieder, besonders wurde er 1968 wieder ins Gedächtnis gerufen. Die von ihm verwendeten Begriffe von Dialektik, Verdinglichung, Entfremdung und Totalität bieten Gelegenheit, die Notwendigkeit der Abschaffung der bestehenden Verhältnisse mit philosophisch geschliffener theoretischer Schärfe zu begründen.

Nach dem katastrophischen 20. Jahrhundert stellt dieses Buch die Frage nach der Aktualität von „Geschichte und Klassenbewußtsein“. Die Relevanz der genannten Begriffe wird hier betont, statt – wie im postmodernen Diskurs – kleingeredet. Die Beiträge des Bandes bewegen sich zwischen den Spannungspolen von Bewusstsein und Ideologie sowie Historizität und Geschichte.

Mit Beiträgen von Àgnes Heller, Detlev Claussen, Rüdiger Dannemann, Frank Engster, Patrick Eiden-Offe, Roger Behrens, Stefan Müller, Johannes Rein, Veith Selk und Bastian Bredtmann, herausgegeben von Hanno Plass.

Druckfrisch auf der Messe

Der wunderbare Roman „Bodentiefe Fenster“ von Anke Stelling sowie das Sachbuch „Alfred Andersch desertiert“

Heute druckfrisch im Verlag, ab Donnerstag auf der Leipziger Buchmesse:

Anke StellingStelling_Einband_Cover72ppi
Bodentiefe Fenster
Hardcover, 256 Seiten
Preis: 19,00 €
ISBN: 978-3-95732-081-0

Von ihren Müttern im Aufbruch hat eine Töchtergeneration den ehrenvollen Auftrag erhalten, die Welt zu verändern – den Klimawandel zu stoppen, die Gleichberechtigung voranzutreiben, ein Zimmer für sich allein zu haben, gemeinsam stark zu sein.
Inzwischen hat Sandra selbst zwei Kinder und muss sehen, wie die Ideale im Alltag verloren gehen, auf dem Spielplatz versanden, im Plenum der Hausgemeinschaft ad absurdum geführt werden. Bodentiefe Fenster – bodenlose Gegenwart.
In schöner Sprache und mit viel Ironie erzählt Anke Stelling in diesem Roman von den Hoffnungen, Kämpfen und Widersprüchlichkeiten des modernen Mutterdaseins.

Anke Stelling, 1971 in Ulm geboren, absolvierte ein Studium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. 2004 wurde ihr gemeinsam mit Robby Dannenberg verfasster Roman »Gisela« verfilmt, 2009 die Titelgeschichte des Erzählungsbandes »Glückliche Fügung«. Weitere Veröffentlichungen: »Nimm mich mit« (2002, mit Robby Dannenberg), »Horchen« (2010).

 

Cover_Döring_Alfred AnderschJörg Döring / Felix Römer / Rolf Seubert
Alfred Andersch desertiert. Fahnenflucht und Literatur (1944–1952)
Broschur, 288 Seiten
Preis: 22,00 €
ISBN: 978-3-943167-98-6

Alfred Andersch ist Westdeutschlands berühmtester Deserteur. Sein autobiografischer Bericht »Die Kirschen der Freiheit« (1952) beschreibt die Umstände seiner Fahnenflucht aus Hitlers Wehrmacht am 6. Juni 1944 in Italien. Aber war er überhaupt ein Deserteur? Seit in seinem Nachlass ein Text auftauchte, den Andersch schon 1945 im Kriegsgefangenenlager geschrieben hatte und in dem die Gefangennahme nicht als Desertion geschildert wird (»Amerikaner – Erster Eindruck«), sind Zweifel daran laut geworden, ob Andersch zu Recht in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin als Deserteur geehrt wird. Das vorliegende Buch überprüft Anderschs literarische Selbstbeschreibung anhand militärhistorischer Quellen, versammelt die entsprechenden Dokumente und erzählt eine in Teilen andere Geschichte: »Die Kirschen der Freiheit« im Lichte der Akten. Eine Geschichte vom Überleben im Krieg, vom Heldenmut der Kampfesmüden und von der literarischen Selbstkonstruktion eines Autors.

Jörg Döring ist Professor für Germanistik an der Universität Siegen. Zuletzt erschienen: »Alfred Andersch revisited« (gemeinsam herausgegeben mit Markus Joch 2011).

Felix Römer ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut London und unterrichtet als Lehrbeauftragter an der London School of Economics. Zuletzt erschienen: »Kameraden. Die Wehrmacht von innen« (2012).

Rolf Seubert lehrt als Akademischer Oberrat Erziehungswissenschaft an der Universität Siegen. Zuletzt erschienen: »›Mein lumpiges Vierteljahr Haft…‹. Anderschs KZ-Haft und die ersten Morde von Dachau«, in: Jörg Döring / Markus Joch (Hg.), »Alfred Andersch revisited« (2011).

Lektorat Wengorz auf der Leipziger Buchmesse

Vom 12. bis zum 15. März 2015 ist wieder Leipziger Buchmesse, und die Lektorin ist auch dabei! Sie freut sich auf die vielen netten Koleginnen und Kollegen, Autorinnen und Autoren, Besucherinnen und Besucher, Leserinnen und Leser …

701px-Leipziger_Buchmesse_Logo.svgZu finden ist sie vor allem am Stand des Verbrecher Verlags in Halle 5, D 204. Dort stehen auch die von ihr im letzten Jahr lektorierten Bücher. Außerdem gibt es zahlreiche Lesungen und Buchvorstellungen mit Anke Stelling, Chaim Noll, Benjamin Stein und dem Büro-Zyklus von J. J. Voskuil. Eine Übersicht findet sich hier.

Besonders hinweisen möchte die Lektorin auf die UV – die Lesung der unabhängigen Verlage am 13. März im Lindenfels Westflügel, eine wunderbare Gelegenheit, neue Autorinnen und Autoren aus unabhängigen Verlagen zu entdecken.

Und anschließend wird gefeiert – auf der Party der Jungen Verlage im Schauspielhaus.