Archiv des Autors: Kristina Wengorz

Milo Rau, Die Zürcher Prozesse / Die Moskauer Prozesse

Wenn die Lektorin mit Milo Rau und dem IIPM zusammenarbeitet, ist sie Redakteurin und Herausgeberin. Das greifbare Ergebnis: zwei Bücher in einem Band!

20140710_092302Milo Rau
Die Zürcher Prozesse / Die Moskauer Prozesse
Broschur, ca. 320 Seiten
Preis: 18,00 €
ISBN: 978-3-943167-80-1

Prozesse: Milo Rau hat eine neue Theaterform erfunden. Er holt die Wirklichkeit auf die Bühne und lässt an reale Gerichtsprozesse angelegte Aufführungen stattfinden – mit Akteurinnen und Akteuren der Zeitgeschichte! Politik wird verhandelt, ergebnisoffen. Das ist gewagt, umstritten und ermöglicht es, die Politik zurück auf die Bühne zu bringen, von der sie schon lange verbannt ist.

Die Zürcher Prozesse: Die Schweizer Zeitschrift Weltwoche ist für die einen die letzte Bastion gegen den linken Mainstream, für die anderen ein verfassungsfeindliches Hetzblatt. Milo Rau hat der Weltwoche auf der Theaterbühne den Prozess gemacht. Theater und Gericht stellen die Frage nach der Funktion von Journalismus in einer modernen, westeuropäischen Gesellschaft. Es steht Grundrecht gegen Grundrecht, die Pressefreiheit gegen den Schutz von Minderheiten in einem freiheitlichen Staat wie der Schweiz. Vor einer repräsentativ ausgewählten Jury verhörten echte Anwälte echte Zeugen und Experten, im Rückgriff auf reale Straftatbestände der Schweizer Rechtsordnung.

Die Moskauer Prozesse: Die Bilder des Schauprozesses gegen Pussy Riot gingen durch alle Medien. Auf der ganzen Welt formierten sich Unterstützungsbewegungen, die Sängerin Madonna rief zur Freilassung der Kunstaktivistinnen auf, und die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek verurteilte in einem übers Internet veröffentlichten Brief den Prozess als »Ende aller Demokratie in Russland«. Doch der Prozess gegen Pussy Riot ist kein Einzelfall. Künstlerinnen und Künstler, die sich nicht an die neuen Richtlinien einer regimetreuen, russisch-orthodoxen Staatskunst halten wollen, geraten ins Visier eines Systems, in dem Justiz, Geheimdienst und Medien eng zusammenarbeiten. Milo Rau verhandelte drei Fälle, in denen das »dissidente« gegen das »wahre« Russland antrat, in Moskau neu, mit Orthodoxen und Künstlerinnen – sein Prozess gegen Pussy Riot wurde dabei von Kosaken gestört, er selbst zur Persona non grata.

Dieser Band dokumentiert »Die Zürcher Prozesse« und »Die Moskauer Prozesse«, liefert Statements und Hintergründe und zeigt, dass das politische Theater zu einer neuen Form gefunden hat.

Erich Mühsam, Das seid ihr Hunde wert!

Bei den Tagebüchern von Erich Mühsam korrigiert die Lektorin ja höchstens mal den Klappentext. Sie freut sich umso mehr, für das Lektorat dieses wunderbaren Lesebuches zuständig gewesen zu sein. Und es ist so schön geworden!

Muehsam-Lesebuch_CoverErich Mühsam
Das seid ihr Hunde wert! Ein Lesebuch
Herausgegeben von Manja Präkels und Markus Liske
Broschur, 352 Seiten
Preis: 16,00 €
ISBN: 978-3-943167-84-9

Es ist nicht möglich, Leben und Werk Erich Mühsams zu trennen. Er war Bohemien, Dichter, Anarchist, Humorist, politischer Publizist, Dramatiker, bisexueller Erotomane, Revolutionär, selbst in größter Not unbeirrbarer Menschenfreund und schließlich eines der ersten prominenten Opfer der Nazis. 1933 wurde er noch in der Nacht des Reichstagsbrandes verhaftet und nach monatelanger Folter im KZ Oranienburg ermordet.

Aufgabe dieses Lesebuchs soll es sein, Mühsams lebenslangen Kampf »für Gerechtigkeit und Kultur« mit Texten aus seinem reichhaltigen Werk nachzuerzählen, die bis heute nichts an ihrer politischen Aktualität verloren haben. Neben einigen Mühsam-Klassikern enthält diese Sammlung auch bislang unveröffentlichte Gedichte, Auszüge aus längeren Werken, ausgewählte Briefe und die Beschreibung seiner letzten Tage aus der Feder seiner Frau Zenzl.

Erich Mühsam, geboren am 6. April 1878 in Berlin, war ein Dichter und politischer Publizist. Seit 1909 lebte er in München-Schwabing. Als Zentralfigur der Schwabinger Bohème war er befreundet mit Heinrich Mann, Frank Wedekind, Lion Feuchtwanger, Fanny zu Reventlow und vielen anderen.
Mühsam war Mitarbeiter des Münchner Kabaretts und verschiedener satirischer Zeitschriften wie des Simplicissimus und der Jugend. Von 1911 bis 1919 gab Erich Mühsam in München die Zeitschrift Kain heraus.
Er war maßgeblich an der Ausrufung der Münchner Räterepublik beteiligt, wofür er zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt wurde. Als Sonderheft seiner Zeitschrift Fanal erschien 1932 kurz vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten seine programmatische Schrift Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat, mit dem Untertitel Was ist kommunistischer Anarchismus? versehen.
1933 wurde er verhaftet und am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg von der SS-Wachmannschaft ermordet.

Ein Jahr Lektorat Wengorz

Zeit für ein neues Bild:

Bücher 2014Produktiv war das erste Jahr der Selbstständigkeit. So kann es weitergehen.

Die Lektorin bedankt sich recht herzlich bei allen, die sie mit Aufträgen bedacht haben, für die gute Zusammenarbeit!

Chaim Noll, Die Synagoge

Endlich ist der neue Roman von Chaim Noll da. Die zweite Zusammenarbeit der Lektorin mit diesem wunderbaren Autor!

Cover_Noll_Die SynagogeDie Synagoge
Chaim Noll
Leinen mit Lesebändchen
448 Seiten
Preis: 29,00 €
ISBN: 978-3-943167-77-1

Ein kleiner Ort mitten in der israelischen Wüste während der zweiten Intifada – hier stehen am Rand eines großen Kraters das Grab eines berühmten Politikers, mehrere wissenschaftliche Institute für Solarenergie und Wüstenforschung, eine Highschool sowie eine Militärbasis. Die Menschen, die hier leben, sind überwiegend Akademiker oder Verwaltungsangestellte – Juden und Christen aus aller Welt, die ihre Häuser mit Hilfe von Arbeitskräften aus den Palästinensergebieten bauen und erhalten oder die Traditionen der Beduinenstämme erforschen. Religion spielt in dem Leben der meisten von ihnen nur eine nachgeordnete Rolle.

Im Zentrum des Romans steht die prachtvolle, doch meist leere Synagoge des Ortes. Nur einige wenige, wie die Deutschen Abi und Livia – er Schriftsteller und Journalist, sie Malerin – oder der russischstämmige Paul aus England, dessen Mutter vor Kurzem gestorben ist, suchen hier Halt und Trost. Anderen aus der Nachbarschaft ist sie eher ein Dorn im Auge, so auch Holly, einem radikalen Veganer und Wehrdienstverweigerer, der nach einer langen Europareise mit Depressionen und Aggressionsschüben zu kämpfen hat …

Für Chaim Nolls neuen großen Roman gilt, was die taz über seinen Erzählungsband »Kolja« schrieb: Noll »zeichnet damit ganz unaufgeregt ein aufregendes und vielschichtiges Porträt der israelischen Gegenwartsgesellschaft – mit überraschenden Konfliktlinien jenseits der sattsam bekannten Stereotype. Und viel Raum für Hoffnung.«

Chaim Noll wurde 1954 in Ostberlin geboren. Sein Vater ist der Schriftsteller Dieter Noll. Er verweigerte den Wehrdienst in der DDR. 1983 reiste er nach Westberlin aus, 1991 verließ er mit seiner Familie Deutschland und lebte in Rom. Seit 1995 lebt er in Israel.

Veröffentlichungen, u. a.: „Der Abschied“ (1985), „Unheimliche Tage“ (1987), „Berliner Scharade“ (1987), „Der goldene Löffel“ (1989, wieder Verbrecher Verlag 2009), „Nachtgedanken über Deutschland“ (1992), „Taube und Stern. Roma Hebraica. Eine Spurensuche“ (1994), „Die Wüste lächelt“ (2001), „Meine Sprache wohnt woanders. Gedanken zu Deutschland und Israel“ (mit Lea Fleischmann, 2006). Im Verbrecher Verlag erschienen die Romane „Der Kitharaspieler“ (2008) und „Feuer“ (2010) sowie der Erzählungsband „Kolja. Geschichten aus Israel“ (2012).