Archiv der Kategorie: Projekte

J. J. Voskuil, Das Büro 1

das-bueroPünktlich zur Frankfurter Buchmesse kam der heiß ersehnte, komplett durchgesehene erste Band von „Das Büro“ aus der Druckerei. Jetzt kann es sich auch im Bücherregal der Lektorin neben die anderen Bände kuscheln – und für alle anderen  gibt es keine Ausrede mehr, nicht endlich mit diesem tollen Romanzyklus zu beginnen!

cover_dasbuero-01J. J. Voskuil
Das Büro 1: Direktor Beerta
Aus dem Niederländischen von Gerd Busse
Leinen mit Leseband, 848 Seiten
Preis: 29,00 €
ISBN: 978-3-95732-006-3

    1957. Maarten Koning, ein etwas schüchterner Akademiker, heuert im Institut zur Erforschung niederländischer Volkskultur in Amsterdam an, ebenjenem „Büro“, das von Direktor Beerta geleitet wird.

„Ich werde meine Sache so gut machen, wie es mir möglich ist. So wie ein Tischler einen Schrank macht“, versichert Maarten, doch eigentlich ödet ihn die Arbeit schnell an. Trotzdem erstellt er mit Akribie Landkarten, auf denen verzeichnet wird, in welcher Region man welchem Aberglauben anhängt. Zugleich schildert Voskuil mit großer Detailfreude den Büroalltag, in dem nach Herzenslust gemobbt und gefaulenzt wird.

Daheim erwartet ihn seine Frau Nicolien, die nicht verstehen kann, warum man sein Leben mit Erwerbsarbeit verschwendet. Maartens Leben ist eine einzige Sinnkrise, er verzweifelt an seinem Tun – und kehrt dennoch Tag um Tag ins Büro zurück. Sein Alltag ist für uns ein Lesevergnügen!
Der siebenbändige Romanzyklus »Das Büro« (»Het Bureau«) war in den Niederlanden mit über 400.000 verkauften Exemplaren ein Riesenerfolg. Er wurde bei einer Internetabstimmung auf Platz 7 der wichtigsten niederländischen Romane aller Zeiten gewählt! Am Erstverkaufstag der Bände standen in Amsterdam Schlangen vor den Buchläden, auch hierzulande hat sich eine stetig wachsende Fangemeinde gebildet.

Johannes Jacobus Voskuil, geboren 1926 in Den Haag, war ein niederländischer Volkskundler. Bereits 1963 veröffentlichte er seinen ersten Roman, doch zur Berühmtheit der niederländischen Literatur wurde er erst mit dem Romanwerk „Das Büro“, dessen erster Teil 1996 und dessen letzter 2000 erschien. Er wurde 1997 mit dem Ferdinand Bordewijk Prijs und 1998 mit dem Libris Prize ausgezeichnet. 2008 starb Voskuil in Amsterdam.

Jens Kirschneck, Schweine befreien

Und nun das dritte „Schweine“-Buch in diesem Jahr – und im Gegensatz zu den vorangegangenen kommen diesmal tatsächlich die grunzenden Vierbeiner darin vor.

Jens Kirschneck, Schweine befreien, CoverJens Kirschneck
Schweine befreien
Broschur, 328 Seiten
Preis: 14,00 €
ISBN: 9-783-95732-197-8

Grabowski, 35, Teilzeitjournalist und semiprofessioneller Trübsalbläser, hat ein Problem. Nein, einen Sack voller Probleme! Ist er im Suff versehentlich Zeuge eines perfiden Verbrechens geworden? Oder ist es jetzt schon so weit, dass er sich ins Delirium getrunken hat? Und warum taucht an jeder Ecke seine Exfreundin mit diesem furchtbaren Künstler auf? Und woher kommen die Schmerzen?

Bei seinem Versuch, zumindest dem vermeintlichen Verbrechen auf den Grund zu gehen, stößt er auf merkwürdige Vorgänge beim örtlichen Fußballklub. Etwas stimmt nicht beim FC Teutonia. Volker Wunsch, der stets joviale Manager, wirkt plötzlich sehr angespannt, Machtkämpfe toben auf allen Ebenen, und woher kommen nur die ganzen exjugoslawischen Spieler? Die Spur führt bis nach Kroatien, wo die Dinge endgültig aus dem Ruder laufen.

Grabowski muss lernen, dass im Fußballgeschäft manches anders ist, als er sich das vorgestellt hat. Er entdeckt Zusammenhänge, die bis in die Zeit des jugoslawischen Bürgerkriegs zurückreichen. Und dann kommt es, weit weg in Amerika, zu einem Ereignis, nach dem die Welt sowieso nicht mehr dieselbe ist.

Jens Kirschneck, geboren 1966 in Minden, arbeitet seit mehr als zehn Jahren als Redakteur beim Fußballmagazin 11 Freunde in Berlin. Er hat für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften geschrieben, unter anderem für das Bielefelder StadtBlatt, die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Rundschau. Langjährige Erfahrungen als Lesebühnenautor. 2006 erschienen im Verbrecher Verlag seine Glossen „Tragik im Alltag“.

Buchpremiere: 11.10.2016, 20.30 Uhr: bei der Verbrecher Versammlung
Jens Kirschneck stellt seinen Kriminalroman „Schweine befreien“ erstmals vor.
Ort: Fahimi, im 1. OG, Skalitzer Str. 133, 10999 Berlin

Ernst Ludwig Kirchner: Hieroglyphen

Für die Freunde der Nationalgalerie durfte die Lektorin die Texte dem Katalog „Ernst Ludwig Kirchner: Hieroglyphen“ lektorieren.

Er erscheint anlässlich der gleichnamigen Ausstellung in der Neuen Galerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin vom 23. September 2016 bis 26. Februar 2017.

16.009 Ernst Ludwig Kirchner - Katalog 1.01 UMSCHLAG RZ.inddErnst Ludwig Kirchner: Hieroglyphen
Für die Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, herausgegeben von Joachim Jäger
Mit Vorworten von Udo Kittelmann und Gabriele Quandt, mit Beiträgen von Tom Holert, Joachim Jäger, Felix Krämer und Hanna Strzoda
Broschur, 184 Seiten, zahlreiche vierfarbige Abbildungen
Preis: 29,00 €
ISBN: 978-3-95732-219-7

Malerei war für Ernst Ludwig Kirchner ein Akt der Übersetzung. Die als „ekstatisch“ empfundene Dynamik der Großstadt zeigt sich in Kirchners Bildern wie „Potsdamer Platz“ in einem skizzenhaften Malstil, vor allem aber in einer stark formalen Verdichtung. Die runde Verkehrsinsel am Potsdamer Platz, auf der die hageren Damen posieren, sowie die in groben Strichen angelegten Figuren stehen für die Schemen der Großstadt – es sind nur noch Signale, Zeichen. Kirchner hat im Zusammenhang mit seinen Großstadtbildern von „Hieroglyphen als Ausdruckszeichen“ gesprochen.

Die „unmittelbare Ekstase“, schrieb Kirchner, münde bereits beim Zeichnen in „fertige Hieroglyphen“. Die Vielfalt der visuellen Erfahrung wird reduziert auf Kürzel, auf sprechende Details wie Hüte, Schuhspitzen, Fensterlaibungen, Brückenbögen. So besteht die malerische Welt von Kirchner vor allem aus einer Welt der offenen Skizzen und Zeichen, der nicht immer vollständig lesbaren „Hieroglyphen“.

Die Ausstellung lenkt unter diesem Fokus den Blick auf die siebzehn Werke der Sammlung der Nationalgalerie: vom frühen „Sitzenden Akt“ der Dresdner Brücke-Zeit über die „Badenden am Strand (Fehmarn)“ bis zu den so dicht angelegten Werken wie „Max Liebermann in seinem Atelier“ im Spätwerk. Zahlreiche Fotos von Kirchner, aber auch Bücher und Zeichnungen ergänzen den Katalog und verdeutlichen die kulturelle Aufgeladenheit der scheinbar so direkt und unmittelbar erscheinenden Bildwelten.

Gerahmt wird die Ausstellung von zwei zeitgenössischen Arbeiten: die filmische Arbeit „Hidden Conference“ von Rosa Barba zeigt die Sammlung der Nationalgalerie im Dämmerlicht des Depots, in der alle Konturen sich auflösen, die Sammlungsstücke zu Schemen ihrer selbst, zu fast geisterhaften Erscheinungen werden. Rudolf Stingel wiederum hat mit seiner großen malerischen Arbeit „Stafelalp“ das Zeichenhafte der Fotografie ausgeleuchtet: obwohl die Malerei ganz auf den alten Kirchner-Fotos basiert, verschwimmen die Grenzen von Geschichte und Gegenwart.

Ralph Hammerthaler, Kurzer Roman über ein Verbrechen

Endlich hält die Lektorin auch dieses Buch in der Hand:

Hammerthaler_CoverRalph Hammerthaler
Kurzer Roman über ein Verbrechen
Hardcover, 136 Seiten
Preis: 19,00 €
ISBN: 978-3-95732-194-7

Die Englischlehrerin Frau Simonis hat ein Verhältnis mit dem Erzähler in diesem Roman. Es begann, als er noch ihr Schüler war. Weist sie ihn ab, streift er allein durch die Kleinstadt nahe Berlin, in der sie nun arbeitet. So trifft er auf Til, den Nazi, und auf Arben aus dem Kosovo, auf die Schwestern Lore und Mirka und auch auf Anna, die Außenseiterin.

ralph-hammerthaler-verbrechen

Der Roman und die Tatwaffe …

Bald drehen sie Pornos im unbewohnten Haus von Tils Großmutter, schließlich stößt Gerhard zu ihnen, denn sie brauchen einen älteren Mann, um ihre Ware besser vermarkten zu können. Und ihre Filmchen verkaufen sich mit wachsendem Erfolg – daher wagen sie sich an immer drastischere Szenen heran …

Ralph Hammerthaler beschreibt in »Kurzer Roman über ein Verbrechen« sehr eindringlich, wie Jugendliche in strukturschwachen Regionen ohne Jugendzentren und mangels Zukunftsaussichten immer weiter auf Abwege geraten, obwohl sie eigentlich etwas ganz anderes wollen.

Ralph Hammerthaler, geboren 1965 in Wasserburg am Inn, lebt als Schriftsteller in Berlin. Er veröffentlichte die Romane „Alles bestens“, „Aber das ist ein anderes Kapitel“ und „Der Sturz des Friedrich Voss“. Er war Stadtschreiber in Dresden (2011), Rheinsberg (2012), Prishtina (2013) und Split (2014). Seine Stücke und Opernlibretti sind in mehrere Sprachen übersetzt und u. a. in Berlin, Halle, München, Mexico City und Omsk aufgeführt worden. Zuletzt erschien sein Essay „Der Bolschewist“.