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Gisela Elsner, Die teuflische Komödie

Lange angekündigt, jetzt endlich aus der Druckerei: ein wunderbares (langes und ziemlich fertiges) Romanfragment von Gisela Elsner.

Cover_Elsner_Teuflische Komödie_webGisela Elsner
Die teuflische Komödie
Romanfragment
hg. und mit einem Nachwort v. Christine Künzel
Broschur, 320 Seiten
Preis: 16,00 €
ISBN: 978-3-95732-118-3

Ort: die Erde. Zeit: die nähere oder fernere Zukunft – nach dem Zusammenbruch eines Vierten Reichs.

Der Menschheit droht die Vernichtung durch einen nuklearen Krieg. Die Regierungsmitglieder der wichtigsten westlichen Staaten haben sich in Satelliten geflüchtet, um dem Inferno zu entgehen. Doch dann kommt alles ganz anders: Die Welt wird in letzter Minute gerettet – und zwar durch eine Revolution. Die sogenannten Gleichmacher versuchen, nach ihrem Sieg ein sozialistisches System zu etablieren – nicht gewaltfrei. Es wird grausam gefoltert und leidenschaftlich hingerichtet.

Bei Gisela Elsner wird die Racheorgie bis zur Burleske getrieben. Nach dem Vorbild der russischen Revolution werden Volkskommissare eingesetzt, um eine provisorische Regierung zu bilden. Elsner hatte offenbar Spaß daran, die absurdesten Kommissariate zu erfinden, so einen Volkskommissar für Meinungsmanipulationsahndung, eine Volkskommissarin für Familienentflechtung oder gar einen Volkskommissar für Bourgeoisieerrungenschaftsentrümpelung.

Erzählt wird aus der Perspektive eines Vertreters des kapitalistischen Systems, des ehemals prominenten Fernsehkommentators Benno Flex. Durch diesen „Kunstgriff“ solle sich das kapitalistische System selbst entlarven – so die Hoffnung Elsners. 1986, als sie mit der Arbeit an dem Manuskript begann, war dies noch vorstellbar. Doch das sollte sich mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der verbündeten sozialistischen Staaten ändern. So blieb der Text ein Fragment – ein sehr umfangreiches und von der Idee her ausgereiftes.

„Die teuflische Komödie“ zeigt, dass Gisela Elsner keineswegs davor zurückschreckte, auch den Sozialismus ihrer satirischen Kritik auszusetzen.

Gisela Elsner wurde am 2. Mai 1937 in Nürnberg geboren. Nach einem kurzen Studium der Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaften in Wien lebte sie als freie Schriftstellerin unter anderem in Rom, London, Paris, Hamburg, New York und schließlich in München. Sie veröffentlichte acht Romane, diverse Erzählungen, Aufsätze und Hörspiele sowie ein Opernlibretto. Für ihr Werk erhielt sie etliche internationale Auszeichnungen, darunter den Prix Formentor für ihren ersten Roman »Die Riesenzwerge«. Sie war Mitglied der DKP und seit 1971 im PEN. Am 13. Mai 1992 nahm sich Gisela Elsner das Leben

J. J. Voskuil, Das Büro 4: Das A. P. Beerta-Institut

Druckfrisch für alle Süchtigen: Band 4 in Knallgrün! Die Lektorin ist natürlich schon viel weiter – verraten wird aber nichts.

Layout 1J. J. Voskuil
Das Büro 4: Das A. P. Beerta-Institut
Aus dem Niederländischen von Gerd Busse
Leinen mit Leseband, 1072 Seiten
Preis: 32,00 €
ISBN: 978-3-95732-009-4

Der vierte Band von Voskuils Kult-Roman „Das Büro“: Wir schreiben die Jahre 1975 bis 1979 im Amsterdamer Büro für Volkskunde, die gekennzeichnet sind durch Krankheit und Katastrophen.

In Wahrheit noch viel grüner!

In Wahrheit noch viel grüner!

Der alte Direktor Anton Beerta lebt nach seinem Schlaganfall im Pflegeheim und ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Auch der Mutter von Nicolien geht es nicht gut: Sie wird zunehmend dement und muss ebenfalls in ein Pflegeheim. Nicht ganz so schlimm ist es um Ad Muller bestellt, doch seine vielen, mittlerweile chronischen Beschwerden – „müde Augen“, „Rachenpusteln“ und Fieberschübe bis an die 37-Grad- Grenze – zwingen ihn zu langen Pausen vom harten Büroalltag. Bart Asjes, die zweite Stütze in Maarten Konings Abteilung, beginnt ebenfalls zu schwächeln und muss sogar ins Krankenhaus – was glücklicherweise aber auch in seinem Fall keinen dramatischen Produktivitätsabfall für das Büro zur Folge hat.

Überhaupt wird es für die Mannen im Büro zunehmend schwieriger, ihre Tage mit süßem Müßiggang zu füllen, denn plötzlich wird ihnen Leistung abverlangt, und zwar in Form vorzeigbarer Produkte. In der Not veranstaltet man ein Symposium, das allerdings völlig aus dem Ruder läuft, sowie eine kleine Ausstellung für den frisch bestallten Evaluator vom Ministerium. Und kaum hat man geglaubt, alle Angriffe erfolgreich abgewehrt zu haben, schlägt das Imperium erneut zurück: Der Fördermittelgeber verlangt Auskunft darüber, wann endlich mit dem Abschluss der »Bibliografie des geistlichen Lieds in den Niederlanden« zu rechnen ist, eines Projekts, an dem seit zehn Jahren still und leise herumgewerkelt worden ist, ohne dass jemals ein Hahn danach gekräht hätte. Was tun, zumal sich herausstellt, dass die Forschungsfrage seinerzeit falsch gestellt worden ist und es nun vermutlich niemals eine Antwort darauf geben wird?

J. J. Voskuils siebenbändiger Roman „Das Büro“ („Het Bureau“) wurde in den Niederlanden mit über 400.000 verkauften Exemplaren ein Bestseller. Auch hierzulande hat sich nach den ersten Bänden bereits eine Fangemeinde gebildet. Alle weiteren Bände werden halbjährlich im Verbrecher Verlag veröffentlicht.

Erika Tophoven Godot hinter Gittern

Es war der Lektorin eine große Ehre und ein Vergnügen mit der großartigen Erika Tophoven zusammenzuarbeiten.

Layout 1Erika Tophoven
Godot hinter Gittern
Eine Hochstaplergeschichte
Hardcover, 144 Seiten, mit Abbildungen
Preis: 21,00 €
ISBN: 978-3-95732-124-4

Karl Franz Lembke war ein Mann mit vielen Gesichtern. Für die einen, die ihn kennenlernten, war er der Dr. Allwissend, erfahren in Politik, Medizin, Pferdezucht und was immer gerade gefragt war, für andere, zu anderen Zeiten, ein mitleiderregender Zuchthäusler, doch stets ein Mann mit außergewöhnlichen Qualitäten.

KFL wusste seine Talente geschickt zu nutzen – in Deutschland ebenso wie in Frankreich. Als junger, mehrmals straffällig gewordener Mann verlässt er sein Heimatland, gelangt im Zuge der Emigrantenströme nach Paris, wo er sich mit Charme und Verführungskunst in höhere Regierungskreise einschmeichelt, Generäle und Verwaltungsbeamte düpiert, bei Ausbruch des Krieges nach Südfrankreich flüchtet und mit allerhand Hochstapeleien seine Haut vor dem Zugriff der deutschen Besatzer rettet.

Nach dem Krieg vagabundiert er durch Westdeutschland, betört Frauen durch märchenhafte Geschichten und erdichtet sich immer neue Identitäten. Er landet im Knast, bringt eine Aufführung von »Warten auf Godot« in eigener Übersetzung zustande, wechselt herzerweichende Briefe mit dem Autor Samuel Beckett und beschäftigt die deutsche und die französische Justiz nach seiner Freilassung noch jahrzehntelang.

Erika Tophoven, deren Mann Elmar unmittelbar in das Geschehen involviert war, rekonstruiert in einem spannenden Text den kurvenreichen Weg dieser Beckett’schen Bühnenfigur. Es ist ihr gelungen, anhand von unveröffentlichten zeitgeschichtlichen Dokumenten einen Blick auf die Lebensverhältnisse des vorigen Jahrhunderts diesseits und jenseits des Rheins zu werfen.

Erika Tophoven-Schöningh, geboren in Dessau, hat vierzig Jahre lang, teilweise zusammen
mit ihrem Mann Elmar Tophoven, Romane, Theaterstücke und Hörspiele aus dem
Englischen und Französischen übersetzt, vorwiegend Werke von Samuel Beckett und Nathalie Sarraute.

Ihr Hauptinteresse gilt Becketts Verhältnis zu Deutschland. Dazu erschienen der Kunstband
„Alles kommt auf so viel an“ (2003) und die Bücher „Becketts Berlin“ (2005) und
„Glückliche Jahre – Übersetzerleben in Paris“ (2011).

Buchpremiere: Godot hinter Gittern
Lesung und Gespräch
08.12.2015, 20:30 Uhr

Fahimi
im 1. OG
Skalitzer Str. 133
10999 Berlin

Erika Tophoven stellt ihr neues Buch „Godot hinter Gittern“ erstmals vor, Moderation: Jörg Sundermeier.

Die schwarzen Jahre. Geschichten einer Sammlung. 1933–1945

Ab dem 21. November 2015 ist in Berlin die Ausstellung »Die schwarzen Jahre. Geschichten einer Sammlung. 1933–1945« zu sehen. Die Lektorin hat den spannenden und wunderschönen Katalog lektoriert.

Die Schwarzen Jahre

Das Cover zeigt Karl Hofers Gemälde „Die schwarzen Zimmer“

Die schwarzen Jahre. Geschichten einer Sammlung. 1933–1945
Für die Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, hrsg. v. Dieter Scholz und Maria Obenaus
Broschur, 288 Seiten, zahlreiche vierfarbige Abbildungen
Preis: 25,00 €
ISBN: 9-783-95732-150-3

Unter dem Titel »Die schwarzen Jahre. Geschichten einer Sammlung. 1933–1945« werden Kunstwerke der Nationalgalerie, die entweder in diesem Zeitraum entstanden, damals in die Sammlung kamen oder aber durch die Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden, gezeigt und umfangreich kommentiert.

Es geht ebenso um Hauptwerke von Pablo Picasso, Lyonel Feininger, Otto Dix, Käthe Kollwitz, Rudolf Belling oder Ernst Ludwig Kirchner wie um neu in die Sammlung gekommene Stücke sowie Arbeiten, die seit über 75 Jahren nicht mehr ausgestellt waren. Aus den Geschichten der einzelnen Objekte ergibt sich so ein vielgestaltiger Blick auf Kunst, Politik und Museumsgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus.

Die ausgewählten Objekte sind so unterschiedlich wie die Lebenswege der Künstler und die Schicksale ihrer Werke: hier die Propagierung als »nationale« Kunst, dort die Diffamierung als »entartet«. Künstler wurden verfolgt und zur Emigration gezwungen, manche durften nicht mehr ausstellen, andere konnten durch staatliche Aufträge ihre Karriere voranbringen. Dabei waren die Grenzen oft fließend, Entscheidungen manchmal widersprüchlich.

Im Prolog wird ein Bildertausch mit dem faschistischen Italien unter Mussolini dokumentiert, durch den 1932/1933 fünfzehn Gemälde italienischer Künstler wie Giorgio de Chirico, Carlo Carrà oder Mario Sironi in die Nationalgalerie kamen.

Mit einem Vorwort von Udo Kittelmann und Beiträgen von Larissa Agel, Anja Herrmann, Joachim Jäger, Jan May, Maria Obenaus, Dieter Scholz, Aya Soika, Christina Thomson und Kyllikki Zacharias.

Die Ausstellung »Die schwarzen Jahre. Geschichten einer Sammlung. 1933–1945« ist bis zum 31. Juli 2016 in der Neuen Galerie im Hamburger Bahnhof Berlin – Museum für Gegenwart zu sehen.

Um die Sammlung der Nationalgalerie zur Klassischen Moderne auch während der Sanierung des Mies-van-der-Rohe-Baus präsent zu halten, eröffnet im November 2015 ein eigens dafür eingerichteter Ausstellungsraum im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin: die „Neue Galerie“. Dort werden bis zur Wiedereröffnung der Neuen Nationalgalerie im halbjährlichen Rhythmus wechselnde Präsentationen zur Kunst der Moderne zu sehen sein.

Die für „Die schwarzen Jahre“ entwickelte Ausstellungsarchitektur ist inspiriert von der verwinkelten Raumsituation mit Wandscheiben und Durchblicken in Karl Hofers Gemälde „Die schwarzen Zimmer“, dessen zweite Fassung 1943 gemalt wurde.

Weitere Informationen unter: http://www.smb.museum/ausstellungen/detail/neue-galerie-die-schwarzen-jahre.html