Archiv der Kategorie: Projekte

Eva Ruth Wemme, Meine 7000 Nachbarn

Dieses eindringliche Buch hat die Lektorin bei ihrer Arbeit daran nachdenklich gemacht. Sie geht heute mit anderen Augen durch Berlin:

Layout 1Eva Ruth Wemme
Meine 7000 Nachbarn
Broschur, 240 Seiten, mit Abbildungen
Preis: 14,00 €
ISBN: 978-3-95732-080-3

Die Geschichten aus »Meine 7000 Nachbarn« halten fest, was keinem Menschen zuzumuten ist.

Ein Mann arbeitet wochenlang auf der Baustelle des Berliner Flughafens und erhält am Ende keinen Lohn. Einer schwangeren Frau wird im Krankenhaus bestätigt, dass ihr Kind am selben Tag zur Welt kommen werde, dann wird sie gebeten, sich ein anderes Krankenhaus zu suchen. Eine Familie wird im Winter aus ihrer Wohnung geworfen, obwohl sie keine Miete schuldet.

Bei den 7000 Nachbarn handelt es sich um Roma in Berlin. Eva Ruth Wemme übersetzt Literatur aus dem Rumänischen und begleitet seit 2011 rumänische Migrantinnen und Migranten in Berlin als Dolmetscherin und Beraterin. Sie führte zahlreiche Interviews und berichtet eindringlich und aus erster Hand vom Teufelskreis aus Arbeits- und Wohnungslosigkeit, aus Fremdheit und Vorurteilen.

Diese Dokumentation macht die Situation und den Grad der Diskriminierung von Roma in Deutschland deutlich.

Eva Ruth Wemme, 1973 in Paderborn geboren, studierte in Köln, Berlin und Bukarest. Sie war Dramaturgin am Schauspielhaus Chemnitz und ist nun als Lektorin, Autorin und Übersetzerin tätig, sie übersetzte u. a. Mircea Cartarescu, Nora Iuga und Ioana Nicolaie aus dem Rumänischem. Als Autorin erhielt sie 2010 das Stipendium der Autorenwerkstatt des Literarischen Colloquiums Berlin sowie das Alfred-Döblin-Stipendium. Sie lebt in Berlin und ist Sprach- und Kulturmittlerin für Neuankömmlinge aus Rumänien.

Kolja Mensing, Die Legenden der Väter

Die Lektorin hat die vollständig überarbeitete Neuausgabe betreut:

Layout 1Kolja Mensing
Die Legenden der Väter
Broschur, 288 Seiten
Preis: 14,00 €
ISBN: 9-783-95732-086-5

1946 wird ein Kind im Nordwesten Deutschlands geboren. Der Vater ist Pole, Soldat der polnischen Besatzungsarmee, die in der britischen Besatzungszone agiert, die Mutter Deutsche.

Die Liebe scheitert, der Soldat geht zurück nach Polen, und das Kind – ein Sohn – wächst ohne Vater auf. Erst viele Jahre später gibt es einen Kontakt. Und noch einmal viele Jahre später begibt sich Kolja Mensing, der Enkel, auf eine Spurensuche in Deutschland und Polen. Er entdeckt, dass Familiengeschichten nie so eindeutig sind, wie sie erzählt werden, und dass Krieg und Besatzungszeit auch seine Generation noch prägen.

Das Buch ist eine vollständig überarbeitete Neuausgabe mit einem aktuellen Nachwort des Autors. Kolja Mensing beleuchtet darin – 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – die historischen Umstände der polnischen Besatzungszone, die zwischen 1945 und 1947 im nördlichen Emsland und rund um Oldenburg und Leer existierte und bislang nur wenig bekannt ist.

Kolja Mensing wurde 1971 in Oldenburg geboren. Er lebt in Berlin und arbeitet als Redakteur bei Deutschlandradio Kultur. Zusammen mit Florian Thalhofer hat er die interaktiven Dokumentarfilme »13.Stock« und »13.Shop« veröffentlicht. Im Verbrecher Verlag erschienen die Erzählbände »Minibar« (2007) und »Wie komme ich hier raus?« (2009) sowie sein mit Robert Thalheim verfasstes Theaterstück »Moschee DE« (2011).

Autobiografie und Gedichte von Chaim Noll

Gleich an zwei neuen Büchern von Chaim Noll hat die Lektorin mitgearbeitet. Die Autobiografie „Der Schmuggel über die Zeitgrenze“, die nun endlich erscheinen kann, hat sie lektoriert, den Gedichtband „Kolibri und Kampfflugzeug“ Korrektur gelesen.

Layout 1Chaim Noll
Der Schmuggel über die Zeitgrenze
Hardcover, 496 Seiten
Preis: 26,00 €
ISBN: 9-783-95732-085-8

Im ersten Band seiner Erinnerungen beschäftigt sich Chaim Noll mit seiner Kindheit im geteilten Berlin.

Noll, der vor zwanzig Jahren nach Israel auswanderte und heute in der Wüste Negev lebt, wuchs in Ostberlin auf, als Sohn des bekannten DDR-Schriftstellers Dieter Noll, der zur privilegierten Führungsschicht des Landes gehörte.

Doch nur vordergründig ist dieser Band eine Auseinandersetzung mit dem politischen System im Osten Deutschlands, gegen das Noll als junger Mann opponierte, bis er im Winter 1983 – nach Versuchen der Staatssicherheit, sich seiner Manuskripte zu bemächtigen – sein erstes Buch von Diplomaten in den Westen schmuggeln ließ und selbst einen Ausreiseantrag stellte.

Vor allem erzählt Noll die Geschichten von Menschen, prominenten und unbekannten, denen er im damaligen Berlin begegnete, und erinnert an die aufregende Geschichte seiner Geburtsstadt, die er noch heute für ihren Überlebenswillen bewundert.

Nolls Erinnerungen sind spannend, zugleich warmherzig erzählt, klar formuliert und frei von Betulichkeit.

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Chaim NollLayout 1
Kolibri und Kampfflugzeug
Leinen mit Leseband, 184 Seiten
Preis: 21,00 €
ISBN: 9-783-95732-084-1

Gedichte, mit 22 Kaltnadelradierungen von Sabine Kahane und einem Nachwort von Jakob Hessing

Chaim Nolls Gedichte sind Notizen, die auf seinem langen Weg aus Deutschland in die Wüste Negev entstanden sind. Die Gedichte folgen Nolls Lebensweg von Berlin über Rom, Tel Aviv in den noch weitgehend unerschlossenen Süden Israels. Seine Erfahrungen und Gefühle spiegeln sich in den formal strengen Versen wider.

Die Künstlerin Sabine Kahane, die seit vier Jahrzehnten mit Noll zusammenlebt, schrieb über diese Texte: »Laufend durch den hellen Wüstensand entstehen seine Gedichte, in der Metrik seiner Schritte wirbeln sie auf.« Sie hat den Band mit 22 Grafiken aus den letzten Jahren illustriert.

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Chaim Noll wurde 1954 unter dem Namen Hans Noll in Ostberlin geboren. Sein Vater war der Schrift­steller Dieter Noll. Er studierte Kunst und Kunstgeschichte in Ostberlin, bevor er Anfang der 1980er Jahre den Wehrdienst in der DDR verweigerte und 1983 nach Westberlin ausreiste, wo er vor allem als Journalist arbeitete. 1991 verließ er mit seiner Familie Deutschland und lebte in Rom. Seit 1995 lebt er in Israel, in der Wüste Negev. 1998 erhielt er die israeli­sche Staatsbür­gerschaft. Chaim Noll unterrichtet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit an der Universität Be’er Sheva und reist regelmäßig zu Lesungen und Vorträgen nach Deutschland.

Veröffentlichungen, u. a.: „Der Abschied“ (1985), „Unheimliche Tage“ (1987), „Berliner Scharade“ (1987), „Der goldene Löffel“ (1989, wieder Verbrecher Verlag 2009), „Nachtgedanken über Deutschland“ (1992), „Taube und Stern. Roma Hebraica. Eine Spurensuche“ (1994), „Die Wüste lächelt“ (2001), „Meine Sprache wohnt woanders. Gedanken zu Deutschland und Israel“ (mit Lea Fleischmann, 2006). Im Verbrecher Verlag erschienen die Romane „Der Kitharaspieler“ (2008), „Feuer“ (2010), „Die Synagoge“ (2014) sowie der Erzählungsband „Kolja. Geschichten aus Israel“ (2012).

Hanno Plass (Hg.), Klasse – Geschichte – Bewusstsein

Inzwischen erschienen: Dieser Band zu Georg Lukács’ bekanntem Buch „Geschichte und Klassenbewußtsein“.

Cover_Plass_KlasseHanno Plass (Hg.)
Klasse – Geschichte – Bewusstsein
Was bleibt von Georg Lukács’ Theorie?
Broschur, 320 Seiten
Preis: 20,00 €
ISBN: 9-783-95732-005-6

Georg Lukács’ „Geschichte und Klassenbewußtsein“ ist ein Werk mit einer geradezu überzeitlichen Wirkung. Als Reaktion auf das Scheitern der deterministisch antizipierten proletarischen Weltrevolution nach dem Ersten Weltkrieg erschien diese Sammlung von Essays und Aufsätzen erstmals 1923.

Das Buch war aufgrund seiner scharfen Kritik am ‚orthodoxen Marxismus’ für die Herausbildung des sogenannten westlichen Marxismus von zentraler Bedeutung, auch wenn Lukács es nach Kritik und Anfeindungen seitens des parteioffiziellen Marxismus widerrief. Eine emanzipatorische Linke rezipierte Lukács immer wieder, besonders wurde er 1968 wieder ins Gedächtnis gerufen. Die von ihm verwendeten Begriffe von Dialektik, Verdinglichung, Entfremdung und Totalität bieten Gelegenheit, die Notwendigkeit der Abschaffung der bestehenden Verhältnisse mit philosophisch geschliffener theoretischer Schärfe zu begründen.

Nach dem katastrophischen 20. Jahrhundert stellt dieses Buch die Frage nach der Aktualität von „Geschichte und Klassenbewußtsein“. Die Relevanz der genannten Begriffe wird hier betont, statt – wie im postmodernen Diskurs – kleingeredet. Die Beiträge des Bandes bewegen sich zwischen den Spannungspolen von Bewusstsein und Ideologie sowie Historizität und Geschichte.

Mit Beiträgen von Àgnes Heller, Detlev Claussen, Rüdiger Dannemann, Frank Engster, Patrick Eiden-Offe, Roger Behrens, Stefan Müller, Johannes Rein, Veith Selk und Bastian Bredtmann, herausgegeben von Hanno Plass.