Das Lesejahr 2013 – Teil II

Neue Lieblingsautoren

Bücher von Autoren, die die Lektorin erst kürzlich entdeckt hat …
… aber sie weiß schon jetzt, dass sie eine neue Sucht entwickelt hat: mehr!

Irgendwie ist es dann auch sehr folgerichtig, dass sie von diesen Autoren jeweils mehrere Titel gelesen hat.

Khider_AuberginenrepublikDie größte Neuentdeckung, denn es ist die einzige, die wirklich aus dem Jahr 2013 stammt, ist Abbas Khider. Der seit 2000 in Deutschland lebende und auf Deutsch schreibende, in Bagdad geborene Autor verarbeitet in seinen Büchern seine Erfahrungen mit der irakischen Diktatur, dem Gefängnis und sein Leben als illegaler Flüchtling in verschiedenen Ländern. Sein Buch „Brief in die Auberginenrepublik“ (Edition Nautilus) über einen Liebesbrief, der an der Zensur vorbei aus Libyen auf den unglaublichsten Wegen nach Bagdad geschickt wird, hat mich so berührt, dass ich gleich auch noch „Die Orangen des Präsidenten“ (Edition Nautilus 2011) lesen musste. In diesem ebenfalls schmalen Buch entführt Khider den Leser in den Irak der Achtziger- und Neunzigerjahre, der der Lektorin weitgehend unbekannt war. Der junge Mahdi erzählt Geschichten aus seiner Kindheit und seiner Jugend während er im irakischen Gefängnis sitzt. Abbas Khider erzählt unglaublich berührend – klar und poetisch! Die Lektorin will und wird unbedingt noch mehr von ihm lesen.

Die anderen beiden Autoren, von denen die Lektorin in diesem Jahr gleich mehrere Bücher gelesen hat, kennt sie schon ein wenig länger. Es sind beides wichtige Autoren des Verbrecher Verlags, und schon in den letzten beiden Jahren hat die Lektorin Bücher von ihnen gelesen, doch erst seit diesem Jahr ist klar: Sie werden zu Lieblingsautoren der Lektorin.

Dath_PulsarnachtDer eine ist Dietmar Dath. Unglaublich wie dieser kluge Vielschreiber das Denken des Lesers schwindelig schreiben kann, wie neue und alte Ideen bei ihm durchgerührt werden und daraus immer etwas völlig Neues entsteht. In diesem Jahr hat die Lektorin gleich drei Romane von ihm gelesen. Den aktuellen Titel „Pulsarnacht“ (Heyne) und die beiden älteren Suhrkamp-Romane „Die Abschaffung der Arten“ (2008, Shortlist des Deutschen Buchpreises) und „Sämmtliche Gedichte“ (2009). Manchmal kommt sich die Lektorin beim Lesen seiner Bücher ziemlich klein und dumm vor, weil sie Dath nicht immer folgen kann, meistens aber großartig unterhalten und hinterher immer bereichert und nachdenklich. Zum Glück hat Dietmar Dath schon so viele Bücher geschrieben, dass es noch ganz viel Lesestoff gibt – und zum Glück schreibt er und schreibt er und schreibt er …

Elsner_Fliegeralarm_CoverAnders ist es leider mit Giesela Elsner, die 1992 Selbstmord beging. Hier kann die Lektorin nur noch ältere Titel „nach“lesen. In diesem Jahr ebenfalls gleich drei Stück, von denen sie den Roman „Fliegeralarm“ über Vorschulkinder während des Bombenkriegs am Ende des Zweiten Weltkriegs am eindrücklichsten fand. Daneben hat sie den Debütroman Elsners „Die Riesenzwerge“ (1964 – leider nur noch antiquarisch zu erhalten) über die Verlogenheit Nachkriegsdeutschlands und den postum erschienenen Roman „Otto der Großaktionär“ (2008) über den mit Aktien an seinem Betrieb beteiligten Chemiearbeiter Otto Rölz, der dennoch entlassen wird, gelesen. Kapitalismuskritik pur. Die Sprache und Texte Elsners muss man aushalten können, dann aber haben ihre Bücher nichts an Aktualität verloren und gewähren tiefe Einsichten in die bundesdeutsche Wirklichkeit – bis heute.