Ashley Curtis, Hexeneinmaleins

Über Weihnachten hat die Lektorin im Auftrag der Agentur Torat für den Züricher Kommode Verlag diesen sehr unterhaltsamen Shakespeare-Krimi Korrektur gelesen – zwei Krimis in einem: Wer war der Mörder? Wer schrieb Shakespeares Werke?

Ashley Curtis
Hexeneinmaleins
Krimi
Aus dem Englischen von Silvia Morawetz
Broschur, fadengeheftet
448 Seiten, 22,00 €
ISBN 978-3-9524626-5-2
Erscheint im Mai 2019

Stratford-upon-Avon, 2006: Während einer Aufführung von „Macbeth“ im Swan Theater stirbt der prominente Shakespeare-Experte Professor Adrian Thompson. Auf den ersten Blick scheint es sich um einen natürlichen Tod zu handeln – Thompson ist ein alter, nicht sehr gesunder Mann, der bereits einen Schlaganfall erlitten hatte. Doch es gibt Indizien, die auf einen Mord hinweisen: Sein Hotelzimmer wurde am selben Abend durchwühlt und der angekündigte Vortrag, in dem er belegen wollte, dass Shakespeare und nicht de Vere, 17. Earl von Oxford, der wahre Urheber seiner Werke war, ist verschwunden. Das macht alle Verfechter der Oxford-Theorie zu Verdächtigen.
Kriminalkommissar Ian Stokes wird mit dem Fall betreut, den er nie haben wollte und der ihn exakt in das Umfeld wirft, vor dem er in der Vergangenheit geflohen war. Widerwillig bittet er seine Mutter, Professorin an der Universität Oxford, ihn beim Aufdecken von Thompsons Geheimnis zu unterstützen. Ihre zeitgleich laufenden strafrechtlichen und akademischen Untersuchungen führen unabhängig voneinander zu demselben Täter.
„Hexeneinmaleins“ ist ein literarischer Krimi, der die Kontroverse um Shakespeare und de Vere und die historischen Fakten, von welchen der Fall abzuhängen scheint, nachvollziehbar in die Fallermittlung einfließen lässt.

Ashley Curtis ist der Autor von „Irrtum und Verlust – Ein Plädoyer für das Staunen“ (Kommode Verlag, 2017), „‚O Switzerland!‘: Reiseberichte von 57 v. Chr. bis heute“ (Bergli Books, 2018) und „Warum haben die Schweizer so grossartigen Sex? 66 überraschende Fragen mit Antworten ‚Made in Switzerland‘“ (Bergli Books, 2018). Er lebt im Val d’Hérens in der Schweiz, wo er als Schriftsteller, Lektor und Übersetzer tätig ist.

Renato Cisneros, Die Entfernung, die uns trennt

Auch für diesen Roman über eine schwierige Vater-Sohn-Beziehung aus dem Secession Verlag hat die Lektorin das Korrektorat übernommen.

Renato Cisneros
Die Entfernung, die uns trennt
(OT: La distanzia que nos separa)
Roman
Aus dem peruanischen Spanisch übersetzt von Steven Uhly
Gebunden ohne Schutzumschlag
384 Seiten, 24,00 €
ISBN 978-3-906910-55-0

Als Sohn eines der wichtigsten Generäle der peruanischen Militärdiktatur, des Generalobersts Luis Federico Cisneros, genannt El Gaucho, hatte Renato Cisneros Einblick in die Vorgänge hinter den Kulissen, die uns Europäern praktisch unbekannt sind. Doch der berüchtigte El Gaucho hütete noch ein ganz anderes, schmerzhaftes Geheimnis: die große, ihm verwehrte Liebe seiner Jugend.

Renato Cisneros erzählt von der Suche nach diesem Geheimnis seines Vaters. Sie offenbart, wie der Konflikt zwischen Leidenschaft und Konvention Menschen über Generationen hinweg formt, deformiert und wiederkehrende Muster erzeugt. Jahrelange Recherchen fließen hier zusammen zu einem Fresko, das in gleicher Weise persönlich, historisch und universal ist.

So spiegelt der Roman auch den Wandel, den Südamerika durchläuft: eine quälende, aber auch befreiende Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Quälend, da El Gaucho seinen Freunden Jorge Videla und Augusto Pinochet in nichts nachstand. Befreiend, da die Entdeckung des Dramas, das diesen gefürchteten Mann ein Leben lang verfolgte, dem Sohn die Liebe zum eigenen Vater rettet. Als eine Anatomie des Bösen wird das Buch selbst zum Dokument einer Befreiung auch für seine Leser, weil es Mitgefühl mit jenen weckt, die selbst keines zu empfinden vermögen.

Renato Cisneros, 1976 in Lima geboren, studierte Kommunikationswissenschaften an der dortigen Universität sowie Journalismus an der Universität von Miami. Er schreibt regelmäßig Kolumnen für peruanische Zeitungen, arbeitet fürs Radio und das Fernsehen. 1999 veröffentlichte er einen Gedichtband, bevor er 2010 mit Nunca confíes en mí seinen ersten von inzwischen vier Romanen vorlegte. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in Madrid lebt Renato Cisneros gegenwärtig wieder in Lima.

Yambo Ouologuem, Das Gebot der Gewalt

Die Neuauflage dieses schwierigen und teilweise umstrittenen Klassikers der postkolonialen afrikanischen Literatur hat die Lektorin für den Elster Verlag Korrektur gelesen.

Yambo Ouologuem
Das Gebot der Gewalt
(OT: Le devoir de violence, 1968)
Aus dem Französischen von Eva Rapsilber (1969)
durchgesehene und geringfügig korrigierte Textfassung
Mit einem Nachwort von Dirk Naguschewski
Gebunden mit Schutzumschlag
276 Seiten, 24,00 €

Der Roman erzählt die Geschichte des imaginären west-afrikanischen Reiches Nakem und der Dynastie der Saïfs, die sich mit Gewalt, schwarzer Magie und diplomatischer List an der Macht hält: Die Saïfs profitieren von der versklavten schwarzen Bevölkerung, behaupten sich gegen die christliche Kirche und die französischen Kolonisatoren. Das dichte Fresko reicht vom 13. Jahrhundert bis ins Jahr 1947, an die Schwelle zur Unabhängigkeit. Hier weitet sich die Szenerie nach Frankreich aus, wohin Raymond-Spartacus Kassoumi, Sohn eines Leibeigenen, zum Studium geschickt wird …

»Das Gebot der Gewalt« des malischen Autors Yambo Ouologuem erschien 1968 in Frankreich. Es wurde zunächst von der Kritik mit großem Lob bedacht und gewann im selben Jahr als erstes Werk eines afrikanischen Autors den Prix Renaudot.
Trotz aller später aufkommenden Diskussionen um die historische Authentizität der Schilderungen und Plagiatsbeschuldigungen gilt das Buch heute als eines der Hauptwerke der postkolonialen afrikanischen Literatur.

Allerdings machen die radikalen Schilderungen von (sexueller) Gewalt und die von Eva Rapsilber 1969 vorgeschlagenen Übersetzungslösungen für die von Ouologuem bewusst verwendeten abwertenden Bezeichnungen für Frauen und Afrikaner*innen, die mit Blick auf die Werktreue in der Neuauflage beibehalten wurden, die Lektüre heute schwierig.

Yambo Ouologuem wurde 1940 als Sohn eines Großgrundbesitzers in Bandiagara, in der Region Dogon (damals Französisch-Sudan, heute Mali) geboren, genoss eine gute Schulbildung, ging 1960 nach Paris und studierte Soziologie, Philosophie und Englisch. »Das Gebot der Gewalt« ist sein Debütroman. Nach weiteren Veröffentlichungen (»Lettre à la France nègre«, »Les mille et une bibles du sexe«) kehrte Ouologuem in den 1970er-Jahren in seine Heimat zurück, wo er zuletzt sehr zurückgezogen lebte und 2017 verstarb.

Christoph Geiser, Verfehlte Orte

Diesen etwas anderen Erzählungsband mit den ungewöhnlichen und spannenden »Satzungeheuern« hat die Lektorin für den Secession Verlag Korrektur gelesen.

Christoph Geiser
Verfehlte Orte
Erzählungen
Gebunden ohne Schutzumschlag
176 Seiten, 20,00 €
ISBN 978-3-906910-51-2

Christoph Geiser ist ein Dichtkunst-Sonderfall: multifunktionaler Grenzgänger und dabei immer »Jetztmensch«, Erstwohnsitz Bern und doch merkbar Lebensmittelpunkt Berlin, spürsinniger Rechercheur, melancholischer Nostalgiker und Sprachartist, begnadeter Feuilletonist und Essayist, penibler Fakten-Realist und Fiktion-Phantast, philosophierender Logiker und ortskundiger Logistiker, tabubrechender Psychologe, beängstigend authentischer Augenzeuge als Undercover-Gerichtsreporter im Schweizer Hinterland, verspielt witzig grübelnder Etymologe mit Unterscheidungsvermögen zwischen »lebenslang« und »lebenslänglich«, virtuoser Reflexions-Stilist mit Vorliebe für Kleist’sche Satzungeheuer, überlebt aber eigentlich nur als glühend schönheitstrunkener Museums-Freak zwischen dem Darmstädter Landesmuseum, der Berliner Nationalgalerie, wo er ungeniert Menzel als Knaben-Liebhaber outet, und dem Promi-Friedhof von San Michele. Kurz und gut: Dieser sonderliche Autor nimmt seine Leser zum unweigerlich direktesten Nachfühlen überallhin mit …

Christoph Geiser (geb. 1949, in Basel) hat für sein Werk zahlreiche Preise erhalten, zuletzt 2018 den Großen Literaturpreis von Stadt und Kanton Bern. Stipendien führten ihn an das Oberlin College in Ohio, nach London, Paris und New York. 2000 war er Stadtschreiber in Dresden. Er ist Mitglied des Deutschschweizer PEN-Zentrums und korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt. Er lebt in Bern und Berlin.