Das Lesejahr 2013 – Teil I

Lieblingsautoren

Bücher von Autoren, von denen die Lektorin immer wieder das neuste Buch liest …
… oder von denen sie ältere Titel nachliest, falls es gerade nichts Aktuelles gibt.

Ihre Vorliebe für diese Autoren (es gibt natürlich noch viel mehr, aber nicht jeder/jede veröffentlicht regelmäßig Neues, bei manchem/mancher ist alles Erschienene bereits gelesen, und außerdem hat das Jahr ja auch nur eine begrenzte Anzahl von Tagen) ist die Lektorin nicht gewillt zu diskutieren. Es ist halt so. Irgendeines der von ihnen verfassten Bücher hat die Lektorin so berührt, dass sie immer wieder denkt, sie könne diese Leseerlebnisse wiederholen. Enttäuschungen natürlich inbegriffen. Wann z. B. hat Umberto Eco das letzte wirklich gute Buch geschrieben? Aber das führt jetzt vom Thema weg. Bei ihren Lieblingsautoren ist die Lektorin natürlich auch immer besonders kritisch – lesenswert sind die folgenden Bücher allemal.

2013 haben diese Autoren und Titel die Lektorin begleitet:

Kirchhoff_Die LiebeDie Lektorin lehnt sich jetzt mal aus dem Fenster: Das neuste Buch ist zugleich das beste Buch von Bodo Kirchhoff. Mit dem Roman „Die Liebe in groben Zügen“ (FVA) über die Liebe und eine nicht mehr junge Ehe hat er sich selbst übertroffen. Unbedingte Leseempfehlung.

Eher enttäuschend hingegen war das neue Buch von Tom Wolfe. Klar, seine Fähigkeit, den Leser durch detaillierte Personen-, Milieu- und Ereignisschilderungen in andere Welten zu entführen, hat er nicht verloren. Aber sein Versuch, ihn in „Back to Blood“ (Blessing) nach Miami mitzunehmen, ist dann doch mit allzu vielen Stereotypen und vorurteilsbelastetem Vokabular versehen. Das mag beabsichtigt sein, aber irgendwann rieselte es der Lektorin kalt den Rücken runter. Deutlicher mag sie hier nicht werden – einfach mal über den Romantitel nachdenken.

Hosseini_TraumsammlerUneingeschränkt empfehlen kann die Lektorin hingegen den dritten Roman von Khaled HosseiniTraumsammler“ (S. Fischer). Wer bisher noch nichts von ihm gelesen hat, sollte das jetzt unbedingt nachholen: absolut berührend.

Ian McEwan mit Honig“ (Diogenes) hat die Lektorin nicht überzeugt. Für den McEwan-Fan zwar sehr nett, da man in dem Buch Anspielungen auf viele ältere Geschichten von ihm wiederfindet, insgesamt aber eine eher dünne Story mit einer ziemlich anstrengenden Protagonistin. Da hilft es nichts, dass er sich immer wieder gut liest. Es gab schon soo viele bessere Bücher von ihm.

Als letzte Neuerscheinung in dieser Rubrik dann ein Buch aus dem Hause Bastei Lübbe – oh Gott! Nein, aber im Ernst: Rebecca Gablé schreibt einfach sehr runde, gut recherchierte und genaue Historienschmöker. Mit „Das Haupt der Welt“ geht’s diesmal zu Otto dem Großen und in die Mark Brandenburg. Es gibt fast nix Besseres, wenn man bei Regen und mit einer dicken Erkältung auf dem Sofa liegt.

Ansonsten aus der Kategorie der „nachgelesenen“ Bücher, weil’s von diesen Lieblingsautoren gerade nichts Neues gab:

  • Douglas Coupland, Generation A (Tropen 2010)
  • Sten Nadolny, Ullsteinroman (Ullstein 2003)
  • Philip Roth, Professor der Begierde (Hanser 1977)

Das Lesejahr 2013

Flora & Fauna

Die Lektorin sieht sich, wenn sie erzählt, was sie beruflich macht, immer wieder mit drei Fragen konfrontiert:

1.) Ob sie denn „auch sonst noch“ lese.

Natürlich tut sie das. Viel und sehr gerne! Manchmal ein bisschen wahllos.

2.) Ob sie sich denn an alles erinnere, was sie so lese.

Natürlich tut sie das nicht. Aber das ist wie mit dem Fernsehen: Es gibt die Bücher/Filme, an die man sich noch nach Jahren erinnern kann, und es gibt diejenigen, die man schon nach einer Woche vergessen hat. Letztere entsprechen z. B. amerikanischen Fernsehserien, etwa CSI. Man guckt sie, weil gerade nichts anderes läuft (ist ja auch mal ganz nett, oder auch nicht), aber man kann in der Regel schon eine Woche später den Plot nicht mehr nacherzählen, und wenn man eine der ungezählten Wiederholungen guckt, kann es schon einmal eine halbe Stunde dauern, bis man feststellt, dass man das Ganze eigentlich schon kennt und weiß, wer der Täter ist (weil man sich erinnert, nicht weil allzu große Ansprüche an die deduktiven Fähigkeiten gestellt werden). Das heißt, der Titel steht auf der Liste der gelesenen Bücher, aber die Lektorin müsste zumindest den Klappentext noch einmal lesen, um sich zu erinnern, worum es ging oder wie die Hauptperson hieß oder … möchte einfach gerne vergessen, dass sie das Buch gelesen hat. Aber sie wird einfach mal ganz ehrlich sein.

3.) Ob sie denn nicht mal was empfehlen könne – für die Großmutter, den Schwiegervater, die kleine Schwester …

Natürlich kann sie das machen. Aus ihren selektiven und individuellen Leseerfahrungen heraus, aus beruflichen und privaten Begegnungen mit Büchern. Und da es hier oft genug um das Berufliche geht, jetzt zum „Freizeit“-Lesejahr 2013 der Lektorin.

Zu den folgenden Kategorien wird es in nächster Zeit Einträge zu lesen geben:

  • Lieblingsautoren: Bücher von Autoren, von denen die Lektorin seit Jahren immer wieder das neuste Buch liest – oder ältere Titel nachliest
  • Bücher von Autoren, die die Lektorin erst kürzlich entdeckt hat, aber jetzt schon weiß, dass sie nun eine neue Sucht entwickelt hat – neue Lieblingsautoren
  • Literaturpreise (2012/2013)
  • Internationale Entdeckungen
  • Das, was die Lektorin schon länger mal lesen wollte (Klassiker und „Pop“)
  • Die Urlaubslektüre in diesem Jahr
  • Bücher, die es verdient haben, hier genannt zu werden
  • Kurztexte (Kolumnen und Erzählungen)
  • Krimi-Reihen, bei denen die Lektorin von Anfang an dabei ist, und die sie einfach weiterliest, obwohl, ja, obwohl manches echt nicht so toll ist
  • Sachbücher
  • Bücher, die (weitgehend) vergessen wurden – oder vergessen werden sollten!

Natürlich gibt es immer wieder Überschneidungen – kaum eines der Bücher gehört nur in eine Kategorie, aber die Lektorin  tut, was sie kann.

Und natürlich allen: ein wundervolles Lesejahr 2014!

Willi Merkatz wird verlassen

Ein toller Schauspieler schreibt seinen ersten Roman. Und die Lektorin durfte lektorieren!Tilo Prückner in Iron Sky

Tilo Prückner
Willi Merkatz wird verlassen
Roman
Leinen mit Lesebändchen
304 Seiten, 24 €
ISBN: 978-3-943167-40-5

Nach 39 Ehejahren wird der Mediziner Willi Merkatz von seiner Frau verlassen. Krise, Auszeit, Trennung? Willi Merkatz biegt sich sein neues Leben zurecht, deutet die Vergangenheit um und droht dann doch in Selbstmitleid zu versinken. Zugleich wird seine Berliner Altbauwohnung von dem neuen indischen Geliebten seiner Frau in eine Ayurveda-Praxis verwandelt und es muss entschieden werden, wer das mit Erinnerungen beladene Gemüsemesser bekommen soll. Er rast wie gehetzt über die Avus, sucht Trost in der klassischen Literatur und versucht angestrengt, sich neu zu verlieben.

„Willi Merkatz wird verlassen“ ist ein satirischer Roman über einen älteren Mann im Kampf gegen den Verfall und seine Beziehungsabhängigkeit.

Mehr Infos hier.

Und die Buchpremiere ist auch bald:

Dienstag, den 17.12.2013
20.30 Uhr
Ort: Fahimi
Skalitzer Str. 133 (1. OG)
10999 Berlin
Eine außerordentliche Verbrecher Versammlung!