Archiv des Autors: Kristina Wengorz

Björn Kuhligk, Großraumtaxi

Ein wunderbares Berlin-Buch ist die letzte Neuerscheinung vor der Buchmesse. Die Lektorin ist sehr, sehr zufrieden.

Cover_Kuhligk_GroßraumtaxiGrossraumtaxi
Berliner Szenen
Björn Kuhligk
Broschur, 160 Seiten
Preis: 14,00 €
ISBN: 978-3-95732-017-9

Berlin ist der Protagonist in Björn Kuhligks Alltagsbeobachtungen, die er zwischen Lankwitz und Spandau, zwischen Müggel- und Schlachtensee macht. Kuhligk läuft mit seinen Kindern durch die Stadt, fährt Taxi, besucht Kneipen und entdeckt die Berliner Stadtmusikanten. In seinen Reportagen begleitet er Zeitungszusteller, 1.-Mai-Demonstranten, und nicht zuletzt beschreibt er die Veränderungen einer Ostberliner Arbeiterkneipe.

Kuhligk schildert den U-Bahn-Bettler, der seit Jahren von Astronautennahrung lebt, schwere Melancholiker, die musizieren, und Lars Eidinger, der Theaterbesucher anpöbelt. Er erzählt von spätpubertierenden Hipstern in Mitte, einer unsicheren Malerin in ihrem Atelier, einem Besuch im Bürgeramt, einem Kleinverleger, der mit 100 Bücherkisten umzieht, dem Bambus-Gott im Zoo und zwei Mädchen, die beim Klauen erwischt wurden.

Björn Kuhligk wurde 1975 in Berlin geboren. Er schreibt Lyrik und Prosa und veröffentlichte mehrere Bücher sowie Beiträge in zahlreichen Anthologien. 1997 gewann er den Open Mike der Literaturwerkstatt Berlin, 2007 erhielt er das Arbeitsstipendium der Stiftung Preußische Seehandlung, im Jahr darauf das Arbeitsstipendium des Berliner Senats. 2013 erhielt er den Kunstpreis Literatur von Lotto Brandenburg.

Zuletzt erschienen: „Von der Oberfläche der Erde“ (2009), „Bodenpersonal“ (2010), „Die Stille zwischen null und eins“ (2013) und „Wir sind jetzt hier. Neue Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ (2014, gemeinsam mit Tom Schulz).

Frankfurter Buchmesse

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Auch 2014 ist die Lektorin wieder vom 8. bis zum 12. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse. Sie freut sich jetzt schon auf die vielen netten Kollegen, Verlags- und Büchermenschen!

Regelmäßig wird die Lektorin am Stand des Verbrecher Verlags (Halle 4.1, Stand C27) zu finden sein.

Außerdem wird in Frankfurt ganz viel aus von der Lektorin lektorierten Büchern gelesen:

Mittwoch, 08.10.2014

10.30 Uhr: Lesung im Finnland Pavillon: Karl-Ludwig Wetzig stellt „Brändövägen 8 Brändö. Tel. 35“ von Henrik Tikkanen vor (Halle 5.0, Stand A 79).

13.00 Uhr: Eröffnungsveranstaltung des Israel Pavillons: Mit H. E. Yakov Hadas-Handelsman, Botschafter des Staates Israel, und Dr. Dan Shaham, Generalkonsul Süddeutschland. Chaim Noll liest aus „Die Synagoge“ (Halle 8, Stand J158 / J161).

Donnerstag, 09.10.2014

21.00 Uhr: Sarah Schmidt liest aus „Eine Tonne für Frau Scholz“ (Café Knobbe, Koblenzer Straße 9).

Freitag, 10.10.2014

11.30 Uhr: Björn Kuhligk liest aus „Großraumtaxi. Berliner Szenen“ (Leseinsel der unabhängigen Verlage, Halle 4.1, C37)

15.00 Uhr: Sarah Schmidt liest aus „Eine Tonne für Frau Scholz“ (Leseinsel der unabhängigen Verlage, Halle 4.1, C37)

20.00 Uhr: Björn Kuhligk liest aus „Großraumtaxi. Berliner Szenen“: Lesung im Rahmen von OPEN BOOKS, Moderation: Jörg Sundermeier. (Frankfurter Kunstverein, Steinernes Haus am Römerberg, Markt 44)

Logo+Hotlist+2014Und dann heißt es Daumen drücken für Sarah Schmidt und anschließend feiern, trinken und tanzen auf der Verleihung der Hotlistpreise und der anschließenden Party der Independents im Literaturhaus Frankfurt (Schöne Aussicht 2).
Ab 20 Uhr ist Einlass, um 21 Uhr beginnt die Verleihung (moderiert von Claudia Cosmo (u. a. WDR), und danach wird gefeiert!
Samstag, 11.10.2014

17.00 Uhr: Karsten Krampitz liest im Rahmen von OPEN BOOKS aus „Wasserstand und Tauchtiefe“, Moderation: Jörg Sundermeier (Frankfurter Kunstverein, Steinernes Haus am Römerberg, Markt 44)

21.00 Uhr: Karsten Krampitz liest aus „Wasserstand und Tauchtiefe“, Manja Präkels und Markus Liske stellen das Erich-Mühsam-Lesebuch „Das seid ihr Hunde wert!“ vor (Café Knobbe, Koblenzer Straße 9)

Sonntag, 12.10.2014

11.30 Uhr: Karsten Krampitz liest aus “Wasserstand und Tauchtiefe” (Leseinsel der unabhängigen Verlage, Halle 4.1, C37).

J. J. Voskuil, Das Büro, Band 2: Schmutzige Hände

Heiß ersehnt und lang erwartet: der zweite Band von „Das Büro“ ganz frisch aus der Druckerei!

Cover_Voskuil_Schmutzige HändeDas Büro, Band 2: Schmutzige Hände
J. J. Voskuil
a. d. Niederländischen v. Gerd Busse
mit einem Nachwort v. Pieter Steinz
Leinen mit Lesebändchen
688 Seiten
Preis: 29,00 €
ISBN: 978-3-95732-007-0

Wie ein langer, ruhiger Fluss plätschern im Amsterdamer Büro für Volkskunde die Jahre 1965 bis 1972 dahin: die Zeit der Studentenrevolte und des revolutionären Aufbruchs. Doch davon ist im Büro selbst nicht viel zu spüren. Nicht einmal ein Umzug bringt merkliche Veränderungen – nachdem die unvermeidlichen Raumverteilungskämpfe erst einmal ausgefochten sind. Man werkelt weiterhin still vor sich hin – oder tut lieber gleich gar nichts.

Der frühere Direktor Beerta kommt auch nach seiner Pensionierung noch täglich zur Arbeit, um sich der Wissenschaft zu widmen, was in seinem Falle vor allem bedeutet: Briefe zu schreiben und sich bei Konflikten auf die Seite des voraussichtlichen Siegers zu schlagen. Maarten und Nicolien Koning beziehen eine hochherrschaftliche Mietwohnung an der Herengracht und schämen sich für ihren neuen Luxus. Das Büro wächst derweil – und die Probleme wachsen mit, etwa in Gestalt der beiden neuen „wissenschaftlichen Beamten“ Ad Muller und Bart Asjes: ewig „krank“ der eine, ein Quertreiber der andere, personelle Totalausfälle beide. Und auch mit dem Großprojekt des „Europäischen Atlas“ läuft es gar nicht gut

„Das Büro“ („Het Bureau“) war in den Niederlanden mit über 400.000 verkauften Exemplaren ein Riesenerfolg. Auch hierzulande wurde Band 1 (erschienen im Verlag C. H. Beck) begeistert aufgenommen.

Ich lese Voskuil wahnsinnig gern, und zugleich wird mir schwindlig bei der Vorstellung, ich müsste selbst ein solches Werk schreiben. Es ist eine fast übermenschliche Leistung – mein Kompliment!
Gerbrand Bakker

„Das Büro“ lässt kein Auge trocken – man weiß allerdings nicht, ob vor Lachen oder vor Weinen.
 Iris Berben

Johannes Jacobus Voskuil, geboren 1926 in Den Haag, war ein niederländischer Volkskundler. Bereits 1963 veröffentlichte er seinen ersten Roman, doch zur Berühmtheit der niederländischen Literatur wurde er erst mit dem Romanwerk „Das Büro“, dessen erster Teil 1996 und dessen letzter 2000 erschien. 2008 starb Voskuil in Amsterdam.

Henrik Tikkanen, Brändövägen 8 Brändö. Tel. 35

Der Finnland-Titel des Verbrecher Verlags:

Cover_Tikkanen_BrändövägenBrändövägen 8 Brändö. Tel. 35
Henrik Tikkanen
a. d. Schwedischen und mit einem Nachwort versehen v. Karl-Ludwig Wetzig
Leinen mit Leseband, 152 Seiten
Preis: 22,00 €
ISBN: 978-3-95732-014-8

„Brändövägen 8 Brändö. Tel. 35“ – ein Titel, der aus einer finnischen Adresse und einer Tele­fonnummer besteht, was sagt der schon? Brändö (finn. Kulosaari) ist eine kleine Insel im Stadtgebiet von Helsinki, die 1907 von reichen schwedischsprachigen Kaufmannsfamilien nach dem Vorbild englischer Gartenstädte als Villenvorort angelegt wurde, „für gebildete Schwe­disch sprechende Menschen aus gutem Haus und ohne finanzielle Sorgen”, wie es in Henrik Tikkanens Roman heißt.

„In echt finnlandschwedischem Geist hatte man sich in einer Festung eingeigelt und die zu­nehmend unappetitlichere Wirklichkeit ausgesperrt.“ Hier wächst der mit dem Autor identische Ich-Erzähler auf; Vater Architekt, Mutter Tochter eines Bonbonfabrikanten, Großvater Profes­sor für Kunstgeschichte. Der Roman erzählt „eine gruselige Geschichte über vorzeitigen Tod, Unheil, Unzucht und Schnaps“, wie bereits der erste Satz des Buches verspricht.

Henrik Tikkanen beweist dabei seine stilistische Prägnanz und seinen durch und durch grimmi­gen Witz. „Brändövägen 8 Brändö. Tel. 35“ ist ein Klassiker der schwedischsprachigen Litera­tur Finnlands, eine schonungslose Abrechnung mit der Oberschicht Helsinkis – und mit dem eigenen Leben.

Henrik Tikkanen, 1924 in Helsinki geboren, war in den 70er- und frühen 80er-Jahren einer der bekanntesten Karikaturisten Nordeuropas. Zugleich war er einer der renommiertesten Autoren Finnlands, seine „Adressbücher-Trilogie“ – „Brändövägen 8 Brändö. Tel. 35“ (1975), „Bävervägen 11 Hertonäs“ (1976) und „Mariegatan 26 Kronohagen“ (1977) – war ein großer Erfolg. 1963 heiratete er Märta Tikkanen, die Frauenrechtlerin und Vorkämpferin der Emanzipation in Finnland, die mit ihrem Buch „Wie vergewaltige ich einen Mann?“ auch in Deutschland einen großen Erfolg feierte. Das Ehepaar breitete sein bürgerliches Privatleben in mehreren Büchern aus, so stellte Märta ihren Mann etwa in dem Versroman „Liebesgeschichte des Jahrhunderts“ (1978) schonungslos als Trinker bloß, wofür er sich nach Kräften revanchierte. Märta punktete durch Offenheit, Direktheit und berechtigte Anklagen gegen die patriarchalen Verhältnisse, Henrik bestach durch seine Fähigkeit, fast aus jedem Satz einen blitzenden Aphorismus zu machen. 1984 starb Henrik Tikkanen in Helsinki an Leukämie.