Die Lektorin hat für die Gedenkstätte Deutscher Widerstand das Lektorat dieses Buches übernommen und Erstaunliches über einen lange vergessenen Weg der jüdischen Gemeinde in Berlin gelernt, jungen Frauen trotz der erdrückenden Gesetze der Nationalsozialisten zu einer Ausbildung zu verhelfen und damit deren Fluchtmöglichkeiten zu verbessern.

Diana Schulle
Übergangslösung
Das jüdische Seminar für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen 1934–1942
(Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus 5)
Lukas Verlag
Hardcover, Farb- und Schwarz-Weiß-Abbildungen
323 Seiten, 29,80 €
ISBN 978-3-86732-466-3
Während die zahllosen 1933 und 1934 erlassenen antijüdischen Gesetze Juden aus ihren Berufen verdrängten, erlangte das »Jüdische Seminar für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen« im Juni 1935 als einzige Ausbildungsstätte für jüdische Kindergärtnerinnen die NS-staatliche Anerkennung. Die Initiatoren wollten so viele junge Frauen wie möglich in die Lage versetzen, sowohl im Inland als auch in einem Emigrationsland ein selbstständiges Leben mit eigenem Einkommen führen zu können. Viele Absolventinnen, darunter die spätere Journalistin und Schriftstellerin Inge Deutschkron, betrachteten diese Ausbildung jedoch nur als »Übergangslösung«, weil ihnen andere Berufe verwehrt waren. Als die Deportationen begannen, wurden die in diesem Seminar ausgebildeten Kindergärtnerinnen in den Sammellagern zur Kinderbetreuung eingesetzt, bis sie selbst deportiert wurden.
Dieses Buch holt erstmals das »Jüdische Seminar für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen« aus der Vergessenheit, in der es sich seit seiner Schließung Ende März 1942 befand.
Diana Schulle (*1965) studierte Geschichte, Philosophie und Religionswissenschaften an der FU Berlin und promovierte 2000 an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Sie arbeitet u. a. als freie Lektorin der Gedenkstätte »Stille Helden«. Veröffentlichungen u. a. »Das Reichssippenamt als Institution nationalsozialistischer Rassenpolitik«, »Buch der Erinnerung. Die ins Baltikum deportierten deutschen, österreichischen und tschechoslowakischen Juden« (mit Wolfgang Scheffler), »Die «Judendeportationen« aus dem Deutschen Reich 1941–1945« (mit Alfred Gottwaldt).