Archiv des Autors: Kristina Wengorz

Diana Schulle, Übergangslösung

Die Lektorin hat für die Gedenkstätte Deutscher Widerstand das Lektorat dieses Buches übernommen und Erstaunliches über einen lange vergessenen Weg der jüdischen Gemeinde in Berlin gelernt, jungen Frauen trotz der erdrückenden Gesetze der Nationalsozialisten zu einer Ausbildung zu verhelfen und damit deren Fluchtmöglichkeiten zu verbessern.

Foto des Buches »Übergangslösung« von Diana Schulle, auf dessen Cover das Foto einer jungen Frau zu sehen ist, die offenbar konzentriert einen Spielzeugkaufladen einräumt. Das Buch liegt auf einer rosa geblümten Babydecke, daneben steht ein kleiner alter Zug aus Holz.

Diana Schulle
Übergangslösung
Das jüdische Seminar für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen 1934–1942
(Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus 5)
Lukas Verlag
Hardcover, Farb- und Schwarz-Weiß-Abbildungen
323 Seiten, 29,80 €
ISBN 978-3-86732-466-3

Während die zahllosen 1933 und 1934 erlassenen antijüdischen Gesetze Juden aus ihren Berufen verdrängten, erlangte das »Jüdische Seminar für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen« im Juni 1935 als einzige Ausbildungsstätte für jüdische Kindergärtnerinnen die NS-staatliche Anerkennung. Die Initiatoren wollten so viele junge Frauen wie möglich in die Lage versetzen, sowohl im Inland als auch in einem Emigrationsland ein selbstständiges Leben mit eigenem Einkommen führen zu können. Viele Absolventinnen, darunter die spätere Journalistin und Schriftstellerin Inge Deutschkron, betrachteten diese Ausbildung jedoch nur als »Übergangslösung«, weil ihnen andere Berufe verwehrt waren. Als die Deportationen begannen, wurden die in diesem Seminar ausgebildeten Kindergärtnerinnen in den Sammellagern zur Kinderbetreuung eingesetzt, bis sie selbst deportiert wurden.

Dieses Buch holt erstmals das »Jüdische Seminar für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen« aus der Vergessenheit, in der es sich seit seiner Schließung Ende März 1942 befand.

Diana Schulle (*1965) studierte Geschichte, Philosophie und Religionswissenschaften an der FU Berlin und promovierte 2000 an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Sie arbeitet u. a. als freie Lektorin der Gedenkstätte »Stille Helden«. Veröffentlichungen u. a. »Das Reichssippenamt als Institution nationalsozialistischer Rassenpolitik«, »Buch der Erinnerung. Die ins Baltikum deportierten deutschen, österreichischen und tschechoslowakischen Juden« (mit Wolfgang Scheffler), »Die «Judendeportationen« aus dem Deutschen Reich 1941–1945« (mit Alfred Gottwaldt).

Susanne Zeller, Der Unbeugsame

Bei diesem Buch über einen lange Zeit »unbesungenen Helden« hat die Lektorin im Auftrag der Gedenkstätte Deutscher Widerstand das Lektorat übernommen und – wie immer bei solchen Büchern – viel über die unterschiedlichen Formen von Widerständigkeit gegen den Faschismus gelernt.

Foto des Buches »Der Unbeugsame. Der Seemann Gustav Pietsch im Widerstand gegen das NS-Regime in der Freien Stadt Danzig und Polen« von Susanne Zeller. Auf dem weißen Cover des Buches ist ein altes, mehrfach eingerissenes Foto in Sepia-Tönen zu sehen, auf dem Gustav Pietsch, eine Seemannsmütze auf dem Kopf und eine Pfeife im Mund, mit einem in die Hüfte gestemmten Arm in die Kamera guckt. Vermutlich steht er an Deck eines Segelschiffes, im Hintergrund sind der Mast und der Baum zu sehen. Das Boot liegt auf einem Gemälde in Ockertönen, auf dem ein kleines weißes Segelboot mit geblähtem Segel zu erkennen ist. Lektorat

Susanne Zeller
Der Unbeugsame
Der Seemann Gustav Pietsch im Widerstand gegen das NS-Regime in der Freien Stadt Danzig und Polen
(Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Reihe A: Analysen und Darstellungen 19)
Lukas Verlag
Hardcover, Schwarz-Weiß-Abbildungen
254 Seiten, 29,80 €
ISBN 978-3-86732-467-0

Der Veteran der Kaiserlichen Marine und nicht jüdische Zionist Gustav Pietsch (1893–1975) gehört zu den vergessenen Persönlichkeiten des Rettungswiderstandes gegen das NS-System. Der in jungen Jahren noch nationalkonservativ gesinnte Seemann leistete gemeinsam mit seiner Frau Gertrude zunächst politischen Widerstand in der Freien Stadt Danzig. 1935 wurde er im Auftrag der Jewish Agency seemännischer Leiter der zionistischen Fischerei- und Seefahrtsschule im polnischen Gdynia. Dort ermöglichte er unter Einsatz von Leib und Leben die Auswanderung vieler polnischer junger Juden und Jüdinnen ins britische Mandatsgebiet Palästina. Ende 1938 musste die Familie selbst dorthin fliehen. In Israel wurde Gustav Pietsch 1952 erster Verwalter im israelischen Hafen Eilat. 1958 zog das Ehepaar Pietsch für kurze Zeit nach Deutschland, bevor es 1961 nach Westaustralien auswanderte.

Susanne Zeller (*1951) lehrte zwischen 1991 und 2014 Professionalisierungsgeschichte, Theorien, Berufsethik und Berufspolitik der Sozialarbeitswissenschaft an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschule Erfurt. Forschungen und Publikationen zur Geschichte der Profession Soziale Arbeit und zur deutsch-jüdischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Seit 2016 arbeitet sie als Lehrbeauftragte an der Ev. Hochschule Berlin und als freie Wissenschaftsautorin.

Christiane Moll, Alexander Schmorell, Christoph Probst und die Weiße Rose

Gerade in Zeiten wie diesen war es der Lektorin eine große Freude, im Auftrag der Gedenkstätte Deutscher Widerstand dieses Buch über zwei wichtige Protagonisten der Weißen Rose lektorieren zu dürfen.

Foto des Buches Christiane Moll, Alexander Schmorell, Christoph Probst und die Weiße Rose, auf dessen weißem Cover zwei Schwarz-Weiß-Fotos von Alexander Schmorell mit einem Pferd (links) und Christoph Probst in offenem weißem Kurzarmhemd (rechts) zu sehen sind. Das Buch liegt auf dunklem Holz, rechts daneben liegen zwei weiße Rosen. Lektorat

Christiane Moll
Alexander Schmorell, Christoph Probst und die Weiße Rose
Eine politische Doppelbiographie
(Studien und Dokumente zu Alltag, Verfolgung und Widerstand im Nationalsozialismus 7)
Lukas Verlag
Hardcover, Schwarz-Weiß-Abbildungen
311 Seiten, 30 €
ISBN 978-3-86732-464-9

In der Erinnerung an die Münchner Widerstandsgruppe der Weißen Rose stehen heute Hans und Sophie Scholl im Zentrum. Ihre Mitstreiter werden vielfach nur unzureichend gewürdigt. Wer sich mit der Geschichte der Weißen Rose und insbesondere den Lebenswegen aller Beteiligten näher befasst, stellt jedoch eine Vielzahl von Beziehungen, Verflechtungen und Gemeinsamkeiten fest.

Bei Alexander Schmorell und Christoph Probst ist es kaum möglich, sich dem einen zu nähern, ohne den anderen ausführlich zu würdigen. Zu viel haben sie in ihrem kurzen Leben gemeinsam unternommen und gedacht, als dass ihre Geschichte jeweils einzeln erzählt werden sollte. Vielmehr ist es folgerichtig, ihre Lebenswege in einer politischen Doppelbiografie zu verfolgen. Zwar werden die Herkunft und frühe Jugend für beide separat nachgezeichnet, doch waren ihre Leben ab 1935 derart miteinander verwoben, dass es genau in dieser Verflochtenheit dargestellt werden soll.

Zwei Biografien, zwei weltanschauliche Entwicklungen mit vielen Berührungspunkten, die zum gemeinsamen Kampf gegen den Nationalsozialismus führten.

Christiane Moll, Studium der Anglistik, Geschichte und Politikwissenschaft in Freiburg im Breisgau, lebt und arbeitet als Historikerin in München. Sie hat zahlreiche Studien zur Widerstandsgruppe Weiße Rose veröffentlicht. Für Ihr Buch »Alexander Schmorell, Christoph Probst. Gesammelte Briefe« erhielt sie 2013 den Wilhelm-Freiherr-von-Pechmann-Preis.

Faruk Šehić, Von der Una

In der Reihe »Sonar« veröffentlicht Voland & Quist Erstübersetzungen junger Schriftsteller*innen aus Ländern im östlichen Europa, die neue Perspektiven aufzeigen. Die Lektorin freut sich immer, wenn sie an diesen Büchern mitwirken kann; in diesem Fall hat sie (etwas mehr als) das Korrektorat übernommen.

Foto des Buches »Von der Una« von Faruk Šehič, auf dessen weißem Cover die getuschte blaue Schrift des Titels wie Wasser an einer Scheibe nach unten läuft. Das Bild liegt auf einem Gemälde in Blautönen, das ein Meer vor dem Horizont darstellen könnte. Korrektorat

Faruk Šehić
Von der Una
Deutsch von Elvira Veselinović
Roman
Voland & Quist
240 Seiten, 24 €
ISBN 978-3-86397-429-5

»Von der Una« ist der Versuch, ein persönliches Kriegstrauma schreibend zu verarbeiten und zu überwinden. Wir folgen der Hauptfigur des Romans durch drei Zeitabschnitte: Kindheit und Jugend in Jugoslawien vor dem Krieg, Fronterfahrung während des Bosnienkrieges und schließlich der Versuch, nach dem Konflikt ein normales Leben zu führen.
In seiner sehr lyrischen, meditativen Prosa rekonstruiert Faruk Šehić das Leben eines Mannes, der sowohl Kriegsveteran als auch Dichter ist. Der Historiker lehrt uns, was geschehen ist, der Dichter, was für gewaltige emotionale Spuren es hinterlassen hat, und der Ästhet, wie man auch noch aus den schmerzhaftesten Erinnerungen den maximalen Genuss ziehen kann. Parallel zu dieser Geschichte nehmen die Passagen des Buches über die Stadt am Fluss Una mythische, traumgleiche und phantastische Dimensionen an.

Faruk Šehić, geboren 1970, ist ein Schriftsteller und Journalist, dessen literarisches Schaffen Lyrik, Prosa und Essays umfasst. Für seinen Roman »Knjiga o Uni« (»Von der Una«) wurde er 2011 mit dem Meša-Selimović-Preis für den besten Roman sowie 2013 mit dem Literaturpreis der Europäischen Union ausgezeichnet. Er wurde seitdem in 17 Ländern veröffentlicht. Šehić schreibt regelmäßig für die Zeitung Oslobođenje und lebt derzeit in Sarajevo.