Archiv des Autors: Kristina Wengorz

Andrej E. Skubic, Spiele ohne Grenzen

Die Lektorin freut sich sehr über die Zusammenarbeit mit den tollen Kollegen von Voland & Quist, für die sie dieses beeindruckende Buch zu einem aktuellen Thema lektorieren durfte. Die Zusammenarbeit mit dem Übersetzer Erwin Köstler war toll!

Andrej E. Skubic
Spiele ohne Grenzen
Aus dem Slowenischen von Erwin Köstler
gebunden
160 Seiten, 18,00 €
978-3-863911-84-3

Erscheint am 11.10.2017.

Aus der Flüchtlingskrise ist in naher Zukunft ein lukratives Geschäft geworden: Während die einen Leichen aus dem Meer sammeln, um diese und deren Habseligkeiten zu Geld zu machen, begeben sich die anderen zu den gekenterten Flüchtlingsbooten, um die Überlebenden als billige Arbeitskräfte zu verkaufen – beides wird von der EU subventioniert. Und dann gibt es noch jene, die illegalerweise versuchen, die Geflüchteten sicher an ihre Ziele zu bringen.

Der Leichensammler Kastelic gerät zwischen die Fronten und seine Überzeugung aus den Fugen, als er eine fliehende Somalierin mit Baby in Obhut nimmt …

Das Belegexemplar …

Andrej E. Skubic (geboren 1967 in Ljubljana, Slowenien) begann seine literarische Karriere 1990 mit Veröffentlichungen in Zeitschriften. Nach dem Studium der slowenischen und englischen Literatur arbeitete er ab 1994 zunächst als technischer Übersetzer und startete eine akademische Laufbahn, die er später zugunsten einer literarischen Karriere ruhen ließ. In den folgenden Jahren veröffentlichte Skubic zahlreiche Romane, Kurzgeschichten, Übersetzungen und einige wissenschaftliche Schriften sowie Theaterstücke, TV-Skripte und -Dokumentationen. Für sein Schaffen wurde er mehrfach ausgezeichnet, u. a. gleich dreimal mit dem Kresnik-Preis für den besten slowenischen Roman des Jahres und den Sovre-Preis für seine Übersetzungen von James Kelman und Gertrude Stein.

Frankfurter Buchmesse 2017

Auch in diesem Jahr ist die Lektorin wieder auf der Frankfurter Buchmesse unterwegs. Sie freut sich sehr darauf!

Dieses Jahr wird sie nicht ganz so lange auf der Messe sein und hat auch keine festen Standdienst, ist aber die meiste Zeit vermutlich in Halle 4.1 unterwegs, in der auch die Verlage zu finden sind, für die sie arbeitet. Dort finden sich auch die von ihr betreuten Bücher, und zwar an  folgenden Ständen:

– Guggolz Verlag F 97
– Secession Verlag D 5
– Verbrecher Verlag D 37
– Voland & Quist G 25

Wer sich nicht auf sein Glück verlassen möchte, der Lektorin zufällig über den Weg zu laufen, sie nicht erkennen würde oder selbst nur kurz auf der Messe vorbeischaut, möge doch bitte einen Termin mit ihr ausmachen – auf einen Kaffee, ein Glas Wein oder einfach ein nettes Gespräch über Bücher.

Natürlich gibt es auch in diesem Jahr wieder einige Pflichttermine. Darunter die inzwischen legendären Barabende im Knobbe (Koblenzer Straße 9) – dieses Jahr leider, leider, leider zum letzten Mal. Aber bei aller Trauer darum: Lasst uns einfach gemeinsam die Literatur und die tollen Menschen dort feiern! Es lesen aus dem Verbrecher Verlag Jovana Reisinger (am Donnerstag, dem 12.10.) und Manja Präkels (am Samstag, dem 14.10.); sie werden von tollen Autor*innen aus anderen Verlagen unterstützt. Los geht es jeweils ab 21 Uhr.

Außerdem gibt es wie jedes Jahr noch die Verleihung der Preise der Hotlist. Diesmal steht zwar kein Buch der Lektorin auf der Liste, aber die Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Verlagen haben alle Unterstützung ihrer Arbeit verdient.

Die Preisverleihung und die anschließende Party der Independents finden wieder am Freitagabend (13.10.) ab 21 Uhr im Literaturhaus Frankfurt (Schöne Aussicht 2) statt.

Auf die Bücher, fertig, los!

Ruth Zylberman, Vermisstenstelle

Und auch für diesen Titel aus dem Secession Verlag hat die Lektorin, sehr zu ihrer Freude, das Korrektorat übernehmen dürfen:

Ruth Zylberman
Vermisstenstelle
(OT: La direction de l’absent)
aus dem Französischen von Patricia Klobusiczky
Roman
gebunden ohne Schutzumschlag
174 Seiten; 20,00 €
ISBN 978-3-906910-18-5

 

Ein kleines Mädchen spaziert bei Tag durch Paris. Bei Nacht wird es im Traum eingeholt von der Geschichte seiner Familie, einer Vergangenheit, die sich in seinen Körper eingeschrieben hat und die es in die Straßen des Warschauer Ghettos führt.

Der Großvater stammte aus Polen, wo auch die Mutter geboren wurde, die als Kind nur knapp der Ermordung durch die Deutschen entging. Ihre Tochter soll nur leben, mehr verlangt sie nicht. Doch Albträume lassen auch die inzwischen bald Vierzigjährige nicht los, sodass ihr Lebenswillen immer mehr schwindet. Um die Sehnsucht nach dem Tod zu überwinden, muss sie sich der Vergangenheit stellen, die ihren Alltag und ihre Beziehungen prägt. Als sie durch ein amtliches Schreiben aus dem Jahr 1945 erfährt, dass ihr Großvater nicht, wie immer angenommen, in Bergen-Belsen umgekommen ist, sondern befreit wurde, macht sie sich auf die Suche nach diesem Mann, von dem seit 65 Jahren jegliches Lebenszeichen fehlte. Sie fährt mit ihrer Mutter nach Warschau, gerät immer tiefer in den Osten und findet dabei zu sich selbst. Doch sie fördert auch eine Wahrheit zutage, die weit über die Geschichte ihrer Familie hinausstrahlt.

Ein dunkles, ein gefährliches Strahlen ist es, das Ruth Zylberman hier mit ihrer betörend klaren Sprache bannt.

Ruth Zylberman (geb. 1971 in Paris) studierte Geschichte an der Sciences Po Paris und an der New York University, bevor sie als Autodidaktin in die Filmbranche wechselte. Nach einigen gemeinsamen Filmen mit dem Regisseur und Moderator Serge Moati setzte sie eigene Projekte um, viele davon für ARTE, unter anderem ein Porträt des legendären Pariser Verlegers Maurice Nadeau: „Maurice Nadeau, Le Chemin de la vie“. Für ihren Film „Dissidents, les artisans de la liberté“ (2010) wurde sie mit dem Grand Prix du documentaire d’histoire ausgezeichnet. „Vermisstenstelle“ ist ihr erster Roman.

Nathalie Azoulai, An Liebe stirbt man nicht

Für den Secession Verlag hat die Lektorin diesen wunderbaren Band zum Frankreich-Schwerpunkt der Frankfurter Buchmesse Korrektur gelesen – über die Liebe, über Literatur und über Jean Racine.

Nathalie Azoulai
An Liebe stirbt man nicht
(OT: Titus n’aimait pas Bérénice)
aus dem Französischen von Paul Sourzac
Roman
gebunden, ohne Schutzumschlag
250 Seiten, 25,00 €
ISBN 978-3-906910-16-1

 

Spricht man in Frankreich von der Liebe, kommt man früher oder später auf Jean Racine, den größten Tragödienautor Frankreichs – vor allem wenn man von jener Liebe spricht, der kein glückliches Ende beschert ist. Und doch ist Racine mehr als all die geflügelten Worte, zu denen viele seiner Verse geworden sind.

Zwischen all dem klassisch weißen Marmor lauern die Schatten. »Eine Trennung ist keine Nichtigkeit«, schreibt Racine im Vorwort zu seiner Tragödie Bérénice – und Nathalie Azoulai nimmt ihn beim Wort. Ihre Bérénice, eine Frau des 21. Jahrhunderts, wird verlassen; Titus, ihr Liebhaber, kehrt zurück zu Frau und Familie. Und tatsächlich – die Worte Racines sind ihr ein Trost; sie erkennt sich in ihnen wieder; sie bedient sich wie in einem »Selbstbedienungsladen für Liebeskranke«. Doch wie konnte ein Mann des 17. Jahrhunderts so treffend über die Liebe und das Leid und den Schmerz nach deren Ende schreiben – zumal aus der Perspektive einer Frau?

Mit Bérénice taucht Azoulai ein in das Leben Jean Racines, zeigt dessen Aufstieg vom Waisenkind im strengen Kloster Port-Royal zum Günstling Ludwigs XIV., die Zerrissenheit zwischen der jansenistischen Askese und dem Prunk am Hof des Sonnenkönigs. Und immer sind ihm Sprache und Literatur Anker und Kompass: die verbotenen und im Verborgenen gelesenen Texte Vergils und Heliodors als Kind und die Suche nach neuen Ausdrucksformen der Liebe und Leidenschaft als immer erfolgreicherer Dichter.

Nathalie Azoulai spiegelt ihre Bérénice der Gegenwart in der Lebensgeschichte ihres Schöpfers und dessen éducation sentimentale im Schmerz seiner Figur, Bérénice. Und so wird dieser berückend schöne und filigrane Text zu weit mehr als einer Biografie oder einem historischen Roman: Nathalie Azoulai zeigt die Universalität der Leidenschaft und des Kummers über die Jahrhunderte hinweg und beschreibt so eine Topografie der Sprache der Liebe.

Nathalie Azoulai, (geb. 1966 in Nanterre bei Paris) studierte Literaturwissenschaften und arbeitete nach ihrem Abschluss als Lehrerin, bevor sie Lektorin wurde. 2002 erschien ihr erster Roman. Heute lebt und arbeitet sie als Schriftstellerin und Drehbuchautorin in Paris. An Liebe stirbt man nicht ist Nathalie Azoulais sechster Roman und ihr erster in deutscher Übersetzung. Sie war damit 2015 unter den drei Finalisten des Prix Goncourt und wurde dafür mit dem Prix Médicis ausgezeichnet.